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Monika Maron Monika Maron: «Rachegöttin an der Schreibmaschine» wird 65

Von Wilfried Mommert 02.06.2006, 11:59
Die deutsche Schriftstellerin Monika Maron (Archivfoto vom 18.01.2004). Die deutsch-deutschen Zeitläufe sowie die persönlichen Erinnerungen und Erfahrungen von Generationen verbindet Monika Maron in ihren Romanen und Erzählungen mit ebenso tiefer Nachdenklichkeit wie auch befreiender Lockerheit und Heiterkeit über die Glücksgefühle oder Widrigkeiten des Lebens. Am Samstag (3. Juni) feiert die in Berlin lebende Autorin ihren 65. Geburtstag. (Foto: dpa)
Die deutsche Schriftstellerin Monika Maron (Archivfoto vom 18.01.2004). Die deutsch-deutschen Zeitläufe sowie die persönlichen Erinnerungen und Erfahrungen von Generationen verbindet Monika Maron in ihren Romanen und Erzählungen mit ebenso tiefer Nachdenklichkeit wie auch befreiender Lockerheit und Heiterkeit über die Glücksgefühle oder Widrigkeiten des Lebens. Am Samstag (3. Juni) feiert die in Berlin lebende Autorin ihren 65. Geburtstag. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Am Samstag (3. Juni)feiert die in Berlin lebende Autorin ihren 65. Geburtstag. Eine ArtResümee ihrer Arbeit zog sie im vergangenen Jahr mit einem Band überihre Frankfurter Poetikvorlesungen, dem sie den programmatischenTitel gab «Wie ich ein Buch nicht schreiben kann und es trotzdemversuche» (Fischer Taschenbuch), ein Werkstattgespräch mit sichselbst über «Frust und Lust der Autorschaft».

Dass sie sehr gute Bücher schreiben kann, hat Maron mit ihren vielbeachteten Bänden wie «Flugasche», «Die Überläuferin», «Stille ZeileSechs», «Animal triste», «Pawels Briefe» und «Endmoränen» bewiesen.Ihr 1981 in der Bundesrepublik erschienener Roman «Flugasche» war dererste Umweltroman der DDR, geschrieben ausgerechnet von der Tochterdes früheren DDR-Innenministers Karl Maron (1955-1963), dieantifaschistisch erzogen wurde und sich in der DDR-JugendorganisationFDJ und später auch in der SED engagierte.

In dem Roman verarbeitete die frühere Journalistin Maron ihreErfahrungen als Industriereporterin im Chemierevier der DDR. Dabeisprach sie auch offen die dort besonders tabuisierten Umweltsündenan. Das Buch konnte in der DDR nicht erscheinen. 1988 verließ dieAutorin die DDR.

Aber die Vergangenheit holte die «Rachegöttin an derSchreibmaschine», wie sie der Kritiker Marcel Reich-Ranicki einmalnannte, wieder ein, als sie nach der Wiedervereinigung 1995 mit ihrerfrüheren Stasi-Mitarbeit konfrontiert wurde. Ihre Kontaktebeschränkten sich ihren Angaben zufolge auf acht Monate unter demDecknamen «Mitsu». Denn nachdem sie die Zusammenarbeit abgebrochenhatte, wurde die Autorin von Juni 1978 an selbst als «feindlichePerson» unter dem weniger schmeichelhaften Decknamen «Wildsau»geführt.

Später lag ihr die deutsch-deutsche Thematik immer am Herzen,darin bewusst auch manchmal an Uwe Johnson (1934-1984) anknüpfend,den sie sogar zitiert - «Quer über die Gleise» heißt eine ihrerSammlungen von «Essays, Artikeln und Zwischenrufen». Beachtung fandschon der 1987/88 veröffentlichte deutsch-deutsche Briefwechselzwischen Maron und ihrem Kollegen Joseph von Westphalen. ImUnterschied zu vielen Intellektuellen hat Maron die deutsche Einheitfrohen Herzens begrüßt, dabei aber die Schärfe und Genauigkeit ihrerliterarischen Beobachtungen nie verloren.

Das Buch «Die Überläuferin» (1986) handelt von einer Aussteigerin,einer Mitarbeiterin der Akademie der Wissenschaften in der DDR. Der1991 erschienene Roman «Stille Zeile Sechs» dreht sich, darin auchteilweise autobiografisch, um einen Generationenkonflikt zwischeneinem Altkommunisten, Emigranten und späteren DDR-Spitzenfunktionärund einer Dissidentin.

1996 folgte der Roman «Animal triste» über die Besessenheit ineiner Liebesbeziehung und 1999 die «vielverschlungeneFamiliengeschichte» mit dem Titel «Pawels Briefe», für mancheKritiker ein Mutter-Tochter-Roman als «Mentalitätsgeschichte derDDR». In ihrer im Osten angesiedelten biografischenStandortbestimmung «Endmoränen» (2002) unterzieht eine Frau ihrbisheriges Leben einer strengen Prüfung in der Furcht, «es könnteschon wieder vorbei sein mit dem eigentlichen Leben».

Längst schreibt Maron schon wieder an einem neuen Buch, über dasallerdings noch nichts verraten wird. Die Schriftstellerin wurdevielfach ausgezeichnet, sie erhielt unter anderem den Kleist-Preis,den Brüder-Grimm-Preis, die Carl-Zuckmayer-Medaille und denHölderlin-Literaturpreis.