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Mitteldeutsche Medienförderung  Mitteldeutsche Medienförderung: Geschäftsführer Manfred Schmidt in Rente

Von Nadja Naumann 25.11.2016, 12:00
Manfred Schmidt (hinten, M.) lässt sich nicht gerne fotografieren. Hier bei Dreharbeiten für „Die geliebten Schwestern“ von Dominik Graf (l.), u. a. mit den Schauspielern Hannah Herzsprung 2.v.l.), Henriette Confurius (2.v.r.) und Florian Stetter (hinten, r.)
Manfred Schmidt (hinten, M.) lässt sich nicht gerne fotografieren. Hier bei Dreharbeiten für „Die geliebten Schwestern“ von Dominik Graf (l.), u. a. mit den Schauspielern Hannah Herzsprung 2.v.l.), Henriette Confurius (2.v.r.) und Florian Stetter (hinten, r.) dpa

Leipzig - 18 Jahre lang hat Manfred Schmidt die Geschicke der Mitteldeutschen Medienförderung (MDM) geleitet, am 1. Dezember geht der 1951 Geborene in den Ruhestand.

Die in Leipzig ansässige MDM hat sich unter seiner Führung etabliert, im Rückblick betrachtet er nicht nur die geförderten Filme als Erfolg, sondern vor allem auch die gewachsenen Strukturen der Filmproduktion in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, die national wie international wahrgenommen werden.

Mitteldeutsche Medienförderung (MDM) als Wirtschaftsfaktor in Sachsen und Sachsen-Anhalt

Was 1998 klein begann, hat sich zu einem Wirtschaftsfaktor in der Region entwickelt. „Unsere Film- Kommission hat in all den Jahren sehr gute Arbeit geleistet und die Kommunen und Gemeinden davon überzeugt, dass Dreharbeiten nichts Störendes sind. So langsam entwickelt sich sogar ein Filmtourismus“, sagt Schmidt. Man habe den ökonomischen Effekt erkannt - und dass durch den Film die Wahrnehmung der Region gefördert wird.

Nach seinem Lieblingsfilm gefragt weicht Schmidt aus, der als Autor, Szenarist und Dramaturg bei der Defa gearbeitet hat. Er sei aber auf drei Produktionen stolz, die in diesem Jahr ins Kino kamen: „Wild“ von Nicolette Krebitz, „Franzt“ von Francoise Ozon und „Vor der Morgenröte“ von Maria Schrader, der für Österreich in das Rennen um den Oscar geht.

Filme der Mitteldeutschen Medienförderung (MDM) waren schon für den Oscar nominiert

Obwohl von der MDM geförderte Filme mehrmals für den Oscar nominiert wurden und den Preis auch gewonnen haben, ist Schmidt nie zur Verleihung nach Hollywood geflogen. „Zum einem ist man als Förderer nicht zugelassen, daran teilzunehmen, zum anderen ist es ein tolles Ereignis, das zurecht den Filmschaffenden vorbehalten ist.“

Als 2010 das von der MDM mitgeförderte Drama „Inglourious Basterds“ von Quentin Tarantino für acht Oscars nominiert war, trafen sich Schmidt und sein Team privat in einer Leipziger Bar, wo die Verleihung übertragen wurde. „Es war sehr lustig und wir haben bis früh 6 Uhr gefeiert. Das war wichtiger als rüber zu fliegen.“ Christoph Waltz konnte als Bester Nebendarsteller seinen ersten Oscar in Empfang nehmen, der einzige, mit dem der Kriegsfilm ausgezeichnet wurde.

Von einer Frauenquote im Film, wie sie oft gefordert wird, hält Manfred Schmidt nicht viel. Der Filmstoff sei das entscheidende Argument, um eine Förderung zu erhalten. „Gender-Fragen haben bei uns nie eine Rolle gespielt, es geht um die Projekte.“

Was will der 65-Jährige nun tun? Er räumt ein, dass sein Privatleben unter dem Beruf gelitten habe. „Das ist kein Acht-Stunden-Job, das geht weit darüber hinaus.“ Seit er 18 ist, haben Literatur und Darstellende Kunst sein Leben bestimmt - und dabei soll es bleiben. Umziehen in seine alte Heimat Berlin werde er auch nicht: „Seit 25 Jahren bin ich mit Leipzig gewachsen und der Region verbunden.“

Seinem Nachfolger Claas Danielsen, dem früheren Dok-Leipzig-Chef, wünscht er viel Glück. „Die Stärke der Region liegt in der Zusammenarbeit zwischen den drei Ländern. Das ist wichtig und sollte nicht in Vergessenheit geraten.“ (mz)