Mittelalter-Rock Mittelalter-Rock: Ritter Lancelot im Folkgalopp
Halle/MZ. - "Minimale Besetzung,maximale Musik" hieß das bei Adolphi - auchnoch, als das Nebenbei-Projekt The Aberlour's- so benannt nach dem Lieblings-Whiskey derbeiden Bandgründer - mit dem Album "WaitingFor Noah" den ersten Schritt zur richtigenBand machte.
Seitdem ist viel passiert: Mit unzähligenKonzerten hat sich das Duo in der deutschenFolkszene etabliert, mit Matthias Schimetzek(Drums) und Peter Häseler (Bass) wurden diemusikalischen Möglichkeiten erweitert. Statteines Computers klopfte live nun immer öfterein echter Schlagzeuger die Felle, statt kleinerKneipen bespielt das Quartett zunehmend auchgrößere Clubs.
Eine Weiterentwicklung, dieauch auf dem eben erschienenen neuen Albumder Aberlour's nicht zu überhören ist, dasbundesweit vertrieben wird. Wo im ersten Anlaufnoch sanfte Akustikklänge überwogen und Pop-Einflüssenicht zu überhören waren, legt der "Rich andRambling" genannte Nachfolger mit dem an klassischeJethro Tull-Werke gemahnenden Titelstück deftigvor. Da wird aufgefahren, was der Instrumentenschrankhergibt: Flöten und Gitarren, Geigen und polterndesSchlagwerk, Madoline, Chöre und eine Melodie,die sich ins Ohr bohrt.
Dass das Stück im Original aus dem 18. Jahrhundertstammt ist hier so wenig zu spüren wie beiden folgenden zehn Songs, die beinahe durchwegin irischen, schottischen und englischen Archivenausgegraben und von Knaul und Adolphi neuarrangiert wurden. Denn das nehmen die Aberlour'süberaus ernst: Wo Heerscharen von deutschen Mittelalter-Rockbandssich zumeist mit Anmutung begnügen und verrocken,was immer klingt, als könne es gut Liedgutaus der Vergangenheit sein, leisten die Whiskeyfansvor dem Gang ins heimische Noise-Art-Studioernsthafte Basisarbeit.
Wie bei Horch, diefür einen originalen Text aus dem Mittelhochdeutschenschon mal wochenlang in Archiven wühlen, benutzenauch die Aberlour's vorzugsweise verschütteteQuellen, um ihre Musik zu speisen.
Lieder, die zuletzt im Irland des 9. Jahrhundertsvon fahrenden Sängern auf Marktplätzen intoniertwurden wie "Pangur Ban" oder in den USA des19. Jahrhunderts als Gassenhauer Furore machtenwie die Gaunerhymne "Billy The Kid". Zu fegenderFidel und schleppendem Rhythmus erzählt KlausAdolphi hier die Geschichte des Revolverhelden,eine Geschichte aus der Zeit, als "eine Waffedein Gesetz war", wie es im Text heißt.
Weit weg, lange her - doch bruchlos ergänztvon Eigenkompositionen wie Adolphis Folkgalopp-Instrumental"Lancelot" und der von Knaul geschriebenenHendrix-Hommage "Horny Frog" gerät "Rich andRambling" trotzdem zu einer authentischenZeitreise tief in eine Vergangenheit, in derMusikfans ihren Applaus noch mit dem Maßkrugauf die Wirtshaustische klopften. IrischeTänze und Westernstyle, Skakespeare-Adaptionenwie "The Fairies" und die Adolphi-Kopmposition"Road To Your Heart" stehen nebeneinander- und komischerweise passen sie sogar perfektzusammen.
Kaum verwunderlich, dass die Aberlour's sichmit ihrem zweiten Album anschicken, in dieerste Reihe der deutschen Folkcombos vorzustoßen.Vor Konzertangeboten jedenfalls können sichSteffen Knaul und Klaus Adolphi jetzt schonkaum retten.
The Aberlour's Release-Party am 27. Aprilim Turm Halle