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Mireille Mathieu wird 65 Mireille Mathieu wird 65: «Spatz von Avignon»

Von Julia Gaschik 19.07.2011, 07:30
Mireille Mathieu steht in der Händelhalle in Halle (FOTO: DAPD)
Mireille Mathieu steht in der Händelhalle in Halle (FOTO: DAPD) dapd

Frankfurt/Main/AFP. - Mit ihren gefühlvollen Chansons hat die Französin Millionen Menschen in aller Welt begeistert. Rund 125 Millionen Alben hat sie Schätzungen zufolge verkauft und zählt damit zu den weltweit erfolgreichsten Sängerinnen.

Ihre Biografie liest sich ein bisschen wie ein Märchen. Und Mireille Mathieu erzählt sie selbst gerne in Interviews, die Geschichte des armen Mädchens aus Avignon, das als Ältestes von 14 Kindern aufwächst und über Nacht zum Star wird. Vielleicht waren es die vom Vater, einem Steinmetz, aufgelegten Platten von Edith Piaf und Maria Callas, die den Anstoß gaben. Als Teenager jedenfalls gab sie sich nicht zufrieden mit ihrer Arbeit in einer Papierfabrik. Mireille nahm an verschiedenen Talentwettbewerben teil, überzeugte und durfte 1965 erstmals im Fernsehen auftreten, wo sie die Lieder ihres großen Vorbilds Piaf interpretierte.

Ihr erster eigener Hit «Mon Credo» ging in Frankreich binnen weniger Wochen mehr als eine Million mal über den Ladentisch. Eine Konzertreise in die USA und der internationale Durchbruch folgten prompt. Zu verdanken hat sie diese Blitzkarriere auch ihrem Entdecker und Manager Johnny Stark, der die Marke Mireille Mathieu weltweit geschickt vermarktete. «Er war sehr streng zu mir, und ich habe oft geweint. Aber ich verdanke ihm alles», sagte die Musik-Diva einmal.

Auch die deutschen Bühnen eroberte Mireille Mathieu schnell, darunter den Friedrichstadtpalast in Ost-Berlin. Zunächst sang die Französin in ihrer Heimatsprache, dann auch auf Deutsch. Hits wie «Hinter den Kulissen von Paris», «Akropolis adieu» und «An einem Sonntag in Avignon» sicherten ihr später einen Stammplatz im westdeutschen Fernsehen. Den Spitznamen «Spatz von Avignon» verpassten die Deutschen ihrer Lieblingsfranzösin damals, in Anlehnung an den «Spatz von Paris», Piaf. Wegen der seichteren deutschen Liedtexte wurde die Chansonsängerin allerdings eher als Schlagerstar wahrgenommen. Mireille Mathieu sang aber auch in zahlreichen anderen Sprachen und baute sich so eine Fangemeinde rund um den Globus auf. Die Französin, die sich selbst als unpolitisch bezeichnet, war beim damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan und Königin Elisabeth II. zu Gast und musizierte mit Größen wie Tom Jones, Charles Aznavour und Dean Martin. Neben der kristallklaren Stimme war es wohl auch Disziplin, die aus der 1,53 Meter kleinen Französin einen großen Star machte. So schweigt sie eigenen Worten zufolge nach jedem Konzert einen ganzen Tag lang, um die Stimme zu schonen. Und ihre makellose Haut schützt sie mit einem Sonnenschirm vor praller Sonne.Ansonsten plaudert die nie verheiratete Sängerin nur ungern über ihr Privatleben. Bekannt ist, dass sie mit einer ihrer Schwestern im noblen Paris-Neuilly lebt, dass sie gerne Haute Couture trägt und eine Schwäche für Lippenstifte und die Formel 1 hat. Und obwohl sie so oft von «L'Amour» gesungen hat: Von romantischen Liebeleien oder gar heißen Affären ist anders als bei ihrem Vorbild Piaf nichts bekannt.Liebe bekommt die gläubige Katholikin aber wohl von ihrem großen Familienclan. «Neben meiner Musik bedeutet mir meine Familie alles», sagte sie einmal. Auch als Mathieu im Januar vom französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy zur Offizierin der Ehrenlegion ernannt wurde, waren ihre Mutter und vier Schwestern dabei. Nach mehr als 45 Berufsjahren ist es ruhiger geworden um die Chansonsängerin. Doch immer wieder mal zieht es sie auf die Bühne zurück. Dort wird sie ihr Repertoire gefühlvoller und eher einfacher Chansons wohl beibehalten. «Die Liebe und die Freundschaft, das spielt im Leben aller eine Rolle. Das ist unverrückbar, das berührt mich», sagte sie vor einigen Jahren.