Michael Heltau Michael Heltau: Direkter Weg zum Herzen
Halle/MZ. - Die Güte des Künstlers Michael Heltau ist eine unstrittige, durch viele Rollen und Jahre erhärtete Tatsache. Die Güte des Menschen hinter all den Masken aber trifft den Zuhörer im Gespräch als unmittelbar beglückende Erfahrung: "Ein unbeschreiblich schöner Anlass" sei es, der ihn wieder nach Halle führe, sagt der Schauspieler und Sänger ungefragt. Immerhin habe er die Stadt schon zu DDR-Zeiten bei einer Fernseh-Aufzeichnung für die Sendung "Showkolade" kennen gelernt - und im sichtbaren Mangel den Reichtum des Bewahrenswerten erahnt.
Nach der Wende sei er dann noch einmal von Bad Lauchstädt nach Halle gekommen und "mit offenem Mund durch diese Stadt gelaufen" - staunend über so viel Veränderung. Dass er nun - wenige Tage vor seinem 73. Geburtstag - im Angesicht des Händel-Denkmals eine Mozart-Gala zum Auftakt des MDR-Musiksommers moderieren soll, ist für den Chansonnier und Schauspieler also offenbar wirklich mehr als ein Routine-Termin. Denn immerhin könne er den Zuschauern so "die Herzlichkeit zurückgeben", mit der er in dieser "mediterranen Atmosphäre" empfangen wurde.
Und dann noch Mozart - der ebenso wenig wie Heltau aus Wien stammt und ebenso sehr wie dieser mit der österreichischen Metropole identifiziert wird. Der Salzburger Komponist ist dem gebürtige Ingolstädter erstmals im Lied "Komm, lieber Mai, und mache" begegnet, das er in der Volksschule lernte. Und obwohl Heltau als Chansonnier und Schauspieler seither wahre Virtuosität auf der Klaviatur der Gefühle erlangt hat, gilt ihm Mozart noch immer als "der direkte Weg zum Herzen". Einen Menschen, der diese Erfahrung nicht teile, "kann und mag ich mir nicht vorstellen", sagt der Doyen des Wiener Burgtheaters. Und die "voraussetzungslose Begeisterung", die er für Mozart empfinde, spüre er übrigens auch beim Hören von Händels Musik.
Es ist die Summe eines reichen Daseins, die aus diesem jugendlichen Enthusiasmus spricht: Michael Heltau war Hamlet und Higgins, Wallenstein und Mackie Messer. Er hat mit großen Regisseuren wie Giorgio Strehler gearbeitet und die Lieder des Jacques Brel ebenso wie Operetten-Klassiker gesungen. Und er hat ein Hörbuch mit Mozarts Briefen produziert, den "Amadeus" gespielt und "Le Nozze di Figaro" inszeniert... Ein Lebensthema? Zweifellos! Aber was gibt es darüber zu Mozarts 250. Geburtstag noch Neues zu sagen?
"Man kann den gescheiten und bemühten Kommentaren nicht entkommen", sagt Heltau. Und weil das so sei, wolle er sein Publikum in Halle "unterhalten, ohne dass es sich geniert." Mit der "Leichtigkeit des Geistes", die sich auch auf dem Bühnen der Gegenwart nur selten herstellt. "Die Zeit und das Theater gehören der Jugend", weiß Heltau. "Aber allzu oft sagen die Künstler: ,Pass auf, Werk, was ich dir zu sagen habe!', anstatt zu fragen: ,Werk, was hast du mir zu sagen?'". Knapper als mit diesem Zitat des Heltau-Favoriten Arthur Schnitzler ist die Misere der deutschen Gegenwarts-Kunst kaum zu beschreiben. Und die Konsequenz aus dieser Wahrnehmung kann nur Demut heißen - eine Eigenschaft, aus der Güte folgt.