Michael Bolton trifft Lady Gaga
London/dpa. - Was macht der erfolgreichste Schmusesänger der 90er Jahre, um wieder auf die Erfolgsspur zu kommen? Er umgibt sich mit hippen, jungen Musikern.
US-Sänger Michael Bolton, der im Februar 57 Jahre alt wird, versammelte für sein neues Album Pop-Prinzessin Lady Gaga (23) und R&B-Sänger Ne-Yo (30) um sich. Mit ihrer Hilfe erreicht Bolton seine musikalische Volljährigkeit: «One World One Love» heißt sein 18. Studioalbum.
Nach acht mittelmäßigen Platten seit «The One Thing» (1993) und insgesamt 53 Millionen Verkäufen schlägt Bolton eine neue Richtung ein. Der Sänger und Liedtexter mit dem jungenhaften Charme verordnete sich eine Verjüngungskur. «Die Zeiten sind offensichtlich anspruchsvoller geworden, Musik ist momentan schneller und seichter», sagt der frühere Sänger einer Heavy-Metal-Band im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Ich fühle mich geehrt, mit jungen aufstrebenden oder etablierten Künstlern zusammenzuarbeiten.»
Musikalisch ist sich Bolton treu geblieben. Gebetsmühlenartig wiederholt er zwar im Interview, wie wichtig ihm «kraftvolle, vielseitige und erfrischende Musik» ist. Nur auf dem neuen Album hört man davon wenig. Seine neuen Songs sind ähnlich verträumt wie seine größten Hits «How Am I Supposed To Live Without You» und «Love Is A Wonderful Thing» - Klassiker in Karaokebars.
Die neuen Lieder klingen peppiger, aber genauso weichgespült. An der Hälfte der Songs hat Bolton mitgeschrieben. Eine Zeitreise zurück in die frühen Neunziger leitet «Ready For You» ein - mit Bongos, Meeresrauschen und Trompete. «Just One Love» ist einer dieser austauschbaren Klassiker, die im Radio dudeln. Richtig cool soll es in der Mitte des Albums werden: «The Best feat. Ne-Yo» sowie «Murder My Heart feat. Lady Gaga» sind mit eingängiger Melodie inhaltlich schlicht gehalten. Der Synthesizer darf ungeniert wieder ausgepackt werden. Ein Cover von Terence Trent D'Arbys «Sign Your Name» darf da natürlich nicht fehlen.
Bei der Zusammenarbeit mit Ne-Yo und Lady Gaga, die er ein halbes Jahr vor ihrem Durchbruch getroffen habe, sei der dreifache Vater in eine väterliche Rolle geschlüpft. «Es ist ein bisschen so wie bei mir, als ich Bob Dylan 1990 traf. Ich hatte mir in meinen kühnsten Träumen nie ausgemalt, mit ihm in einem Raum zu sein. Es ist surreal, mit Ray Charles und Stevie Wonder gemeinsam auf der Bühnen gewesen zu sein. Das erinnert mich daran, wie lange meine gewaltige Karriere schon dauert.» In seinem Fall sind es 26 Jahre.
Jetzt sei es an der Zeit zurückzugeben. «Wenn man lange genug dabei ist, trifft man plötzlich auf Fans, die mit einem Musik machen wollen.» Vermutlich fiel dem Arbeitstier einfach die Decke auf den Kopf, nachdem seine Verlobung mit US-Schauspielerin Nicollette Sheridan («Desperate Housewives») im Sommer 2008 annulliert wurde.
Den «erfrischenden, engagierten, fokussierten» Ne-Yo hat er kontaktiert, Lady Gaga - «die junge Madonna» - habe ihn angerufen. Im Studio in Los Angeles mit der burlesken Dance-Pop-Diva sagte er, die Musik müsse die Leute erschlagen. Lady Gaga antwortete ihm: «Du machst mein Herz platt!». Damit stand der Titel für «Murder My Heart» fest. «Man hofft, dass eine Chemie entsteht und das Studio zum Labor wird.»