1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Medien: Medien: Karl-Michael Vogler ist tot

Medien Medien: Karl-Michael Vogler ist tot

Von Irena Güttel 09.06.2009, 18:58
Karl-Michael Vogler als Mackie Messer in einer Szene mit Gretl Schörg in der «Dreigroschenoper» am «Theater an der Wien» (undatiert). Karl-Michael Vogler ist tot. (FOTO: DPA)
Karl-Michael Vogler als Mackie Messer in einer Szene mit Gretl Schörg in der «Dreigroschenoper» am «Theater an der Wien» (undatiert). Karl-Michael Vogler ist tot. (FOTO: DPA) dpa

Hamburg/dpa. - Fast 60 Jahre lang gehörte er zuden bekanntesten Theater- und Fernsehgesichtern Deutschlands. Vorallem in den 1970er und 80er Jahren war er von den Bildschirmen kaumwegzudenken. «Das waren 280 bis 300 Rollen, allein fürs Fernsehen»,sagte Vogler noch vor knapp einem Jahr. Am Dienstag starb derSchauspieler überraschend im Alter von 80 Jahren in seinem Haus imoberbayerischen Seehausen am Staffelsee, wie das Teo Otto Theater inRemscheid (Nordrhein-Westfalen) mitteilte.

Dort hätte Vogler, mit dem zahlreiche Theater- undFernsehzuschauer vor allem Seriosität und eine sonore Stimmeverbinden, an diesem Donnerstag in der musikalischen Lesung «WilhelmBusch. Poesie eines versimpelten Junggesellen» zusammen mit demEngelbert Wrobel Trio auf der Bühne stehen sollen. Mehrmals im Monatgab Vogler zuletzt Lesungen, bei denen er populäre Literatur-Klassiker rezitierte, begleitet von Jazz-Musik. Die Literaturbezeichnete er selber als seine große Leidenschaft, für die erwährend seiner Schauspielerei zu wenig Zeit gehabt habe.

Vogler wurde 1928 als ältester Sohn eines Hufschmieds in Remscheidgeboren. Später zog seine Familie ins österreichische Bregenz amBodensee. Nach dem Abitur studierte Vogler Germanistik in Innsbruck.Eher zufällig kam er während dieser Zeit zur Bühne. Es folgtenEngagements in Osnabrück, Freiburg und Heidelberg. Von 1958 bis 1964war Vogler bei den Münchner Kammerspielen engagiert, wo er die großenRollen in Schillers «Don Carlos», Brechts «Der kaukasischeKreidekreis» und Tschechows «Kirschgarten» spielte. «Schauspielerischwurde ich klassisch erzogen», sagte Vogler über sich.

Auch später ließen ihn die klassischen Dramen nicht los. Ab Endeder 50er Jahre stand er in mehr als 200 Fernsehspielen vor derKamera, zum Beispiel als Piccolomini in Schillers «Wallenstein» undOrsini in Shakespeares «Was ihr wollt». 1972 spielte er an der Seitevon Lilli Palmer in «Eine Frau bleibt eine Frau», 1977 in der ZDF-Serie «Ein Mann will nach oben», 1990 im «Hotel Paradies» und der«Donauprinzessin». Mit Götz George drehte er 1994 gemeinsam «DasSchwein». Im Kino war Vogler ebenfalls zu sehen, unter anderem in«Die Bekenntnisse eines möblierten Herrn» (1962) und «Die tollkühnenMänner in ihren fliegenden Kisten» (1965) mit Gert Fröbe. 1962erhielt er den Preis der deutschen Filmkritik.

Die Schauspielerei gab Vogler vor einigen Jahren auf. Dennochdachte er oft an die Zeit zurück. «Meine Vergangenheit ist ja solebendig.» Seine Freizeit nutzte er in den letzten Lebensjahren fürausgedehnte Spaziergänge am Staffelsee und um sich seiner Liebe ausStudententagen, der Literatur, zu widmen. «Früher war ich praktischnie zu Hause. Es war eine arbeitsreiche Zeit, die nie viel Freizeitließ.» Mit seinem neuen Leben sei er deshalb rundum zufrieden: «Mirgeht's gut, wirklich gut», sagte Vogler noch vor einem Jahr. «DieStimme sitzt noch, das Gehirn ist noch fit.»

Seinen 80. Geburtstag feierte Vogler am 28. August vergangenenJahres im großen Stil in Bregenz am Bodensee, geladen waren Freundeund Familie. Damit wollte er allen danken, die ihn die vielen Jahreunterstützt hatten.