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Medien Medien: Eva Hermans Entlassung findet breite Zustimmung

Von Nadine Schimroszik 10.09.2007, 17:09
Die Moderatorinnen Eva Herman (l.) und Bettina Tietjen stehen am 30. März 2007 in Hannover nebeneinander. (Foto: dpa)
Die Moderatorinnen Eva Herman (l.) und Bettina Tietjen stehen am 30. März 2007 in Hannover nebeneinander. (Foto: dpa) dpa

Hamburg/ddp. - Die Moderatorin Bettina Tietjen hat sich von denÄußerungen ihrer Freundin und Talkkollegin Eva Hermans zurNS-Familienpolitik distanziert. «Ich bedaure sehr, dass nach mehr alszehn erfolgreichen Jahren meine Zusammenarbeit mit Eva Herman in derSendung »Herman und Tietjen« auf diese Weise endet», sagte Tietjen amMontag in Hamburg. Die Äußerungen über die Zeit desNationalsozialismus könne sie nicht nachvollziehen. Die Entscheidungdes NDR, sich von Herman zu trennen, könne sie verstehen.

«Generell widerspricht es meinem journalistischenSelbstverständnis, sich als Fernsehmoderatorin mit der eigenenMeinung so massiv in der Öffentlichkeit zu präsentieren», ergänzteTietjen. Herman war am Montag für eine Stellungnahme nichterreichbar.

Nach der harschen Kritik an der früheren «Tagesschau»-Sprecherinund ihrem Rauswurf beim NDR am Wochenende versuchte der Pendo-Verlag,seine Autorin zu schützen. Es sei nie die Absicht des Verlages odervon Herman gewesen, «in irgendeiner Weise die Ideologie desNazi-Regimes zu verharmlosen oder sogar gutzuheißen», hieß es.Schlagzeilen wie «Eva Herman lobt Hitlers Familienpolitik» seiendaher irreführend. «Wir fordern eindringlich dazu auf, sich mit denInhalten des Buchs differenziert auseinanderzusetzen, statt beiVorverurteilungen stehenzubleiben», erklärte der Verlag.

Autorin und Verlag lehnten Rassismus, Rechtsradikalismus und jedeArt der Diskriminierung ab, wie der Verlag betonte. Hermans neuesBuch sei ein «leidenschaftliches Plädoyer für die dringend notwendigeRückbesinnung auf Werte, wie sie in der Familie gelebt werden: Liebe,Verantwortung, Gemeinsinn».

Unterdessen nannte SPD-Generalsekretär Hubertus Heil dieEntscheidung der ARD nach den «unglaublichen Äußerungen» Hermans«konsequent». Das dürfe in den öffentlich-rechtlichen Anstalten«nicht toleriert» werden. Ähnlich kritisch äußerten sich bereits amWochenende NDR-Gremienmitglieder und Grünen-Politiker.

Als Ersatz für Herman bei der NDR-Talkshow «Herman und Tietjen» amFreitag (22.00 Uhr) wurde der Moderator Steffen Hallaschka genannt.Die «Süddeutsche Zeitung» berichtete, dass der 36-Jährige, der fürmehrere dritte Programme arbeitet und derzeit das NDR-Magazin «Markt»moderiert, kurzfristig an der Seite von Tietjen durch die Sendungführen wird. Der NDR wollte die Personalie nicht bestätigen. DasFormat werde aber weiterlaufen, «allerdings nicht unter dembisherigen Namen», sagte Sprecher Martin Gartzke. Es werde auf alleFälle auch in Zukunft eine Talk-Show aus Hannover geben. Die47-jährige Tietjen sagte zur Zukunft der Sendung der Tageszeitung«Hamburger Morgenpost» (Montagausgabe), dass sie «auch schon andereShows alleine moderiert» habe.

Der NRD hatte nach Hermans Äußerungen bei der Präsentation ihresneuen Buches «Das Prinzip Arche Noah. Warum wir die Familie rettenmüssen» die Zusammenarbeit mit der Moderatorin «mit sofortigerWirkung» beendet. Die 48-jährige Journalistin hatte die«Wertschätzung» von Familie und Kindern unter den Nationalsozialistenals «gut», Adolf Hitler hingegen als «schlimm» bezeichnet.