Medien Medien: Die Wetterkarte wird 50

Frankfurt/Main/ddp. - «FürSonne, Regen und Schneefall gab es Schablonen», erzählt Peinelt amDienstag in Frankfurt am Main. Die einzelnen Bilder wurden in den80er Jahren mit der Trickkamera gefilmt und zur Wettervorhersage fürdas Fernsehen bearbeitet. Heute stellen Grafikcomputer die Karteautomatisch da. Seit dem 1. März 1960 produziert der HessischeRundfunk (HR) die Wettervorhersage für die «Tagesschau» im Ersten.
«Die Technik hat sich seit den 60er Jahren enormweiterentwickelt», sagt die Leiterin der HR-Wetterredaktion, SilkeHansen. In der Wetterredaktion arbeiten 34 Mitarbeiter, die dieAussichten täglich für das Fernsehpublikum aufbereiten. ModerneComputer und Messsysteme ermöglichen nach Worten von Hansen eine zu99 Prozent treffsichere Wettervorhersage. Ein Filmausschnitt des HRvon 1960 wirbt dagegen noch mit bis zu 85 Prozent. Die Verbesserungder Prognosen führt Hansen aber nicht allein auf leistungsfähigereTechnik zurück. Auch die schnellere Kommunikation spiele eine großeRolle. «Früher konnte man ja noch nicht einmal faxen», sagt Hansen.
Jahrzehntelang schickten Meteorologen vom Deutschen Wetterdienst(DWD) in Offenbach ihre Fotos, Satellitenfilme und Beschreibungen perKurier zum Sitz des HR in Frankfurt. Dort bearbeiteten Grafiker dieKarte, Redakteure schrieben und sprachen den Text zum Wetter. PerLeitung wurde der fertig produzierte Film zum NDR nach Hamburgübermittelt, wo er am Ende der «Tagesschau» zu sehen war. Obwohl dieAbläufe heute noch ähnlich sind, hat sich das Tempo wegen modernerKommunikationswege vervielfacht.
Nicht nur die Technik, auch die Sprache der Wetterprognosen hatsich in den letzten 50 Jahren gewandelt. Der langjährige Sprecher der«Tagesschau»-Wettervorhersage, Hans-Joachim Scherbening, erinnertsich an die bürokratische Sprache der Meteorologen in den 70erJahren: Damals sei vom «strichweisen Regen» die Rede gewesen oder von«großräumigen Strömungsverhältnissen» über Deutschland. «Wir habenmanchmal Tränen vergossen vor Lachen», erzählt Scherbening. Er habestets versucht, den wissenschaftlichen Jargon in eigene Worte für dasFernsehpublikum zu übersetzen.
Der heutige Sprecher des «Tagesschau»-Wetters, Joachim Pütz, siehtin dem einminütigen Wetterfilm zum Schluss der Nachrichtensendungeinen «Quotengarant». Acht bis zehn Millionen Zuschauer sähen jedenAbend die Nachrichten, zur Wettervorhersage erhöhe sich dieEinschaltquote noch einmal, sagt Pütz. Der klassische Stil derWetterkarte ohne Moderation wird sich nach seiner Meinung auch inZukunft halten. «Die 'Tagesschau' ist eine Institution», betont er.Die Zuschauer liebten die Sendung samt Wettervorhersage für ihrensachlichen Stil.
Der HR erinnert mit einem Sonderprogramm an das 50. Jubiläum derWetterkarten-Produktion in Frankfurt. In einer «langen Wetternacht»wird am 1. März ab 1.15 Uhr der Film «Die Wettermacher» derNDR-Autoren Jochen Becker und Niels Nagel gezeigt (ARD: Sonntag, 28.Februar). Zu sehen sind danach unter anderem «die besten Reportagenund Gespräche» aus der HR-Sendung «Alle Wetter!».