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Max Raabe Max Raabe: Auf den Spuren der Musik der 20er Jahre

Von Wilfried Mommert 11.04.2008, 10:49
Der Sänger Max Raabe singt im Admiralspalast in Berlin auf seiner Konzerttournee 2008 «Heute Nacht oder nie». (Foto: dpa)
Der Sänger Max Raabe singt im Admiralspalast in Berlin auf seiner Konzerttournee 2008 «Heute Nacht oder nie». (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - «Ist heute Abend zufällig ein Bassbariton im Saal?», fragte der staatlich geprüfte Bariton Raabe augenzwinkernd und prompt kam der Bariton auch tatsächlich auf die Bühne. Im Quartett sangen Quasthoff, Raabe und zwei seiner Musiker im schönsten Comedian-Harmonist-Stil das alte deutsche Volkslied «In einem kühlen Grunde».

Ansonsten stehen auch bei diesem neuen Tourneeprogramm mit demTitel «Heute Nacht oder nie» vor allem die populären Evergreens der 20er und frühen 30er Jahre auf dem Programm wie «Mein kleiner grüner Kaktus», «Veronika, der Lenz ist da» und «Wenn die Elisabeth». «Heute wollen wir die großen Themen zwischenmenschlicher Beziehungen streifen - wie findet man sich und wie wird man sich wieder los», leitete Raabe den über zweistündigen Abend ein, dem etwas mehr Auflockerung ganz gut getan hätte.

Raabe - wie immer absichtlich stocksteif im Frack am Mikrofonstehend - beschränkte sich weitgehend darauf, seine Lieder ebenso kunstvoll wie leicht ironisch zu interpretieren. Die verbindenden Worte würzte Raabe als sein eigener Conferencier immer noch mit dem ihm eigenen hintersinnigen Witz. Bei Liedern wie «Dort tanzt Lu-Lu» von Will Meisel meinte Raabe, Meisel müsse sich in diesem Fall «auch für den Text verantworten» mit Zeilen wie «A-ha-ha-U-hu-hu und ich guck zu».

Die Uraufführung des neuen Konzertprogramms ging im vergangenenJahr in Los Angeles und New York über die Bühne. In der Carnegie Hall hatten Max Raabe und sein Orchester mit ihren Hits der «Golden Twenties» im November das Berlin-Festival in New York eröffnet. Im jetzigen Programmheft werden auch amerikanische Pressestimmen mit Lobeshymnen zitiert: «Max Raabe und sein Orchester verleihen der Musik der Weimarer Zeit schwungvoll neuen Glanz» und selbst Vergleiche mit Fred Astaire wie in der «New York Times» werden nicht gescheut: «Max Raabe kann sich, wie einst Fred Astaire, schmachtend in die Höhen eines Tenors aufschwingen oder spielerisch in satte Bässe abtauchen.»

An diesem Freitag ist auch das neue Doppelalbum von Max Raabe und dem Palast Orchester mit einem Live-Mitschnitt des New Yorker Konzerts erschienen. Die jetzige Tournee führt die Musiker bis Dezember durch etwa 70 Städte in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Im vergangenen Jahr hatten die Musiker ihr 20-jähriges Bühnenjubiläum gefeiert. Der Durchbruch war Raabe 1992 mit dem Titel «Kein Schwein ruft mich an» gelungen. 2006 waren die Musiker erstmals auf großer Japan- und China-Tournee.