Mauricio Kagel Mauricio Kagel: Als Komponist ein Autodidakt

Frankfurt/Main/Köln/dpa. - Mauricio Kagel, einer derbedeutendsten Komponisten zeitgenössischer Musik, ist am Donnerstagim Alter von 76 Jahren in Köln gestorben. Das teilte der C.F. PetersMusikverlag in Frankfurt mit. Der deutsch-argentinische Komponist undDirigent von Weltrang schuf mehr als 200 Werke während seines rund50-jährigen Wirkens in Köln. Kagel war bereits seit längerem krank.
Der am 24. Dezember 1931 in Buenos Aires geborene Künstler zähltezu den international renommiertesten und profiliertesten Komponistender Nachkriegszeit. Sein Name ist vor allem mit dem Musiktheaterverbunden, auf das er einen tiefgreifenden Einfluss hatte. Er schufBühnen-, Orchester- und Kammermusikwerke, aber auch Filme, Hörspieleund Essays. Kagel ist auch als Regisseur, Autor undPerformancekünstler weltweit bekannt. Eine breite Popularitäterreichte er allerdings nicht mit seiner «neuen Musik».
Kagel galt als ein großer Künstler der Avantgarde, der auch mitelektro-akustischen und audio-visuellen Medien experimentierte. Inseiner Komposition «Fantasie für Orgel und Obligati» hatte er sogareine WC-Spülung als Instrument eingesetzt. Ungewöhnlich - und vonviel öffentlicher Anerkennung begleitet - war auch seine Kinderoper«Zählen und Erzählen - Musiktheater für Unerwachsene», die er 2002 inBerlin in einer Neuinszenierung aufführte. Dafür hatte er BerlinerSchüler eine neue Handlung erfinden lassen. 2005 überzeugte Kagel mitder Uraufführung seines Komposition «Fremde Töne und Widerhall».
Mauricio Kagel war als Komponist Autodidakt. Auch Instrumente wieCello oder Klavier lernte er im Selbststudium oder in privatenUnterrichtsstunden. In Buenos Aires hatte Kagel Philosophie undLiteraturwissenschaften studiert, nachdem er nicht zum Konservatoriumzugelassen worden war.
Nach Köln kam der vielseitige Künstler 1957 mit einem Stipendiumin der Tasche. Dort war er auch an den Studios für elektronischeMusik des Westdeutschen Rundfunks tätig. Es folgten zahlreicheEngagements als Gastdozent - etwa in Darmstadt oder Berlin- , dieLeitung des Rheinischen Kammerorchesters und des Instituts für NeueMusik an der Rheinischen Musikschule (Köln) sowie eine Professur fürNeues Musiktheater an der Kölner Musikhochschule (1975).
Das Werk des multimedialen Künstlers zeichnete sich nach Angabendes Verlags auch durch Fantasie, Originalität und Humor aus. Mitgroßer Erfindungsgabe bediente sich Kagel ganz unterschiedlicherAusdrucksmittel, die oft bissig und provozierend wirkten.Aufsehenerregende Aktionen hatte er auch mit dem Komponisten-«Kollegen» Karlheinz Stockhausen gestartet, der erst Ende 2007 inKürten bei Köln gestorben war.
Die Arbeit Kagels wurde mit zahlreichen Preisen gewürdigt. Ererhielt unter anderem den Erasmus-Preis (1998), den Ernst von SiemensMusikpreis 2000 oder en Großen Rheinischen Kunstpreis für seinGesamtwerk (2002). 2007 wurde er von der Universität Siegen zumEhrendoktor ernannt.