Matthias Schweighöfer Matthias Schweighöfer neues Album: Der "Schauschie" will viel mehr

Gerade erst war Matthias Schweighöfer für Dreharbeiten in Halle unterwegs - in einer Rolle, in der ihn die meisten kennen: als Schauspieler. Dass der 37-Jährige aber auch Musik macht, wissen oft nur Fans. „Lachen Weinen Tanzen“, heißt sein erstes Album.
Die knapp 20 Songs erinnern an Deutschpop à la Philipp Poisel oder Tim Bendzko und kommen für den Gute-Laune-Bär ungewohnt melancholisch daher. Beim seinem Konzert am 5. Mai, 20 Uhr, in der Arena Leipzig will Matthias Schweighöfer jedoch die Bühne rocken. Über seinen Spagat zwischen Musik, Film und Wein sprach er mit MZ-Redakteurin Jessica Quick.
Herr Schweighöfer, Ihr Album klingt nach viel Liebe und Herzschmerz – was ist los? Sie sind sonst doch so ein lustiger Typ?
Matthias Schweighöfer: Na ja, „Jippie, heute scheint die Sonne“ zu schreiben, hätte vielleicht auch nicht interessiert. Zu Beginn meiner Filmkarriere hatte ich auch erstmal gesagt: Ok, ich versuche es mit einer Komödie und nicht gleich mit dem riesen Action-Thriller. Bei der Musik lag es für mich nahe, etwas Märchenhaftes zu erzählen - etwas über die Liebe. Über eine Verletzung zu singen, empfand ich leichter.
Welchen Matthias Schweighöfer werden die Fans in Leipzig sehen: den fröhlichen oder den melancholischen?
Schweighöfer: Es wird genauso sein, wie es auf dem Album steht: lachen, weinen, tanzen. Alles ist drin! Die Leute lachen sich kaputt, sie tanzen sich zwei Stunden einen ab und einige haben auch Tränen in den Augen. Ich bin selbst ganz stolz darauf, wie wir das mit der Band hinkriegen und wie viel Spaß es macht, Konzerte zu spielen.
Was haben Sie für Leipzig geplant? Bringen Sie Gäste mit?
Schweighöfer: Ob Gäste kommen, will ich noch nicht verraten. Aber was ich sagen kann: Es wird sehr viel gelacht, ich mache viel Mist am Klavier, es gibt viele Einlagen ...
Sie spielen Klavier?
Schweighöfer: Als ich für mein Schauspielstudium nach Berlin gegangen bin, so mit 18/19, habe ich angefangen, Klavier spielen zu lernen, dann aber abgebrochen und autodidaktisch weitergemacht. Heute kann ich meine Lieder auch selbst auf dem Klavier begleiten.
Zurück zu Ihrem Konzert: Das klingt als wären Ihre Auftritte eine riesen Party?
Schweighöfer: Es sind auf jeden Fall zwei sehr unterhaltsame Stunden. Als wir das letzte Mal in Magdeburg gespielt haben, sind die Leute heiser nach Hause gegangen. Das liegt ganz sicher auch an dem Bassist der Band. Er ist einer meiner ältesten Freunde und der lustigste Mensch überhaupt. Wir kennen uns noch aus der Schule in Chemnitz. Damals war ich 16. Jedenfalls: An so einem Abend muss man einfach dabei gewesen sein.
Im Gegensatz zum Film folgen auf der Bühne die Reaktionen des Publikums direkt.
Schweighöfer: Film hat schon etwas sehr Anonymes. Man dreht alles fertig, und den Streifen sehen ganz viele Leute, aber man hat zu ihnen keinen Kontakt. Eigentlich komme ich aber vom Theater. Ich kenne das Gefühl von direktem Feedback. Und gerade deswegen gehen wir mit der Musik live, um mit den Leuten zusammensein zu können. Es war mir wichtig zu sehen, ob die Leute lachen, weinen und tanzen. Und ich sage dir: Es ist schon cool, wenn 3000 Leute mitsingen - und auch nachdenken über die Texte.
Im Film ist alles vorgegeben – auf der Bühne reagieren Sie aber spontan, oder?
Schweighöfer: Ja, so ein Konzert hat natürlich auch Abläufe, klar. Aber wir sind eine sehr spontane Band. Je nach Stadt und wie die Leute reagieren, ist der Abend anders. Zum Beispiel haben wir in Magdeburg „Oh du Fröhliche“ in verschiedenen Musikstilen gecovert. Das war nicht abgesprochen. Am Ende sind wir beim Mönchsmetal gelandet. Alles war improvisiert, und die Leute haben sich bei dem Konzert kaputt gelacht.
Woher kommen Ihre Texte? Sind das eigene Erfahrungen?
Schweighöfer: Ich hatte zunächst angefangen, das Album alleine zu schreiben. Dann bin ich aber einen Punkt gekommen, an dem ich dachte: Fuck, wie schreibt man eigentlich eine Bridge oder einen Refrain? Zwei gute Freunde haben mir dann geholfen. Jasmin Shakeri, sie arbeitet auch mit Andreas Bourani zusammen, und Nisse Ingwersen, der auch Musik macht. Mit den beiden habe ich zwei Jahre lang viel gequatscht, viel geschrieben, viel zusammengesessen und diskutiert, dann kam ich mit einem guten Satz, dann Nisse dann Shakeri - und so ist das Album entstanden.
Sie mussten Konzerte wegen Dreharbeiten absagen. Was geht vor: Musik oder Film?
Schweighöfer: Ich liebe es, Filme zu machen. Es macht einfach großen Spaß. Ich drehe gerade mit Regisseur Florian David Fitz, die zweite Staffel von „Wanted“ ist durch, Ende des Jahres werde ich noch eine kleine Rolle in einem amerikanischen Film spielen ... Aber was großes Eigenes ist nicht geplant. Deswegen will ich mich auf die Musik konzentrieren. Wir schreiben schon an dem zweiten Album und wollen nächstes Jahr auch noch mal auf Tour gehen.
Die deutsche Musikszene macht den Eindruck einer großen Clique: Sendungen wie „Sing meinen Song“, „Voice of Germany“ - es treffen sich immer dieselben. Fühlen Sie sich gut aufgenommen?
Schweighöfer: Doch schon. Aber die Leute nehmen mich als Musiker noch nicht richtig wahr. Ich habe jetzt auch bei „Kika - Dein Song 2018“ und bei „The Voice Kids“ mitgemacht. Mark Forster ist der Knaller und unterstützt einen super. Es hat richtig Spaß gemacht. Großartig war auch ein Feature, das ich mit MoTrip (deutscher Rapper, Anm. d. Red.) gemacht habe. Ja, es wird immer mehr Musik. Aber für die Leute ist es erstmal absurd zu sagen, dass ich Musiker bin. Die Übersetzung vom Schauspieler kriegen sie einfach noch nicht hin.
Man verbindet Matthias Schweighöfer eben mit Film...
Schweighöfer: Ja, das braucht sicher noch Zeit. Und ich war immer sehr respektvoll, wenn jemand gesagt hat: Ah, da kommt noch einer von den „Schauschies“, die Musik machen wollen ... Aber Deutschland ist da auch komplizierter. In Amerika gibt es jemanden wie Justin Timberlake und da sagt man: Cool, der ist Musiker und kann auch spielen. Oder Jared Leto. Der Typ hat einen Oscar und füllt dazu mit seiner Band ein Stadion mit 20.000 Leuten. Oder Frank Sinatra...
Wie sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen, Musik zu machen?
Schweighöfer: In meinem Leben hat Musik schon immer eine große Rolle gespielt. Es hat nur bisher niemand mit mir in Verbindung gebracht. Die Scores, also die Filmmusik, in meinen Filmen ist von mir. „Fliegen“ zum Beispiel gehört zum Soundtrack von „Der Nanny“. Dazu habe ich schon in verschiedenen Musikvideos mitgemacht, bei Silbermond oder Philipp Poisel mit „Eiserner Steg“. Ich war Teil der Band von Philipp, bin mit auf Konzerte gereist. Es war absurd, als Herbert Grönemeyer mir dafür die Goldene Schallplatte überreichte und sagte: Cool, dass du das mit Philipp gemacht hast. Der Schlagzeuger von Silbermond, Nowi, ist der Patenonkel meiner Kinder. Deswegen liegt das alles sehr nah.
Matthias Schweighöfer hat ein Modelabel, eine eigene Produktionsfirma, jetzt machen Sie auch noch Wein. Einfach mal ruhig auf dem Sofa liegen ist nicht so Ihr Ding, oder?
Schweighöfer: Na ja, deswegen hat man eine eigene Produktionsfirma - um Dinge ausprobieren zu können und nicht von anderen Leuten abhängig zu sein. Das Modelabel haben wir gar nicht mehr. Aber ja, ich mache jetzt mit Joko Winterscheidt zusammen Wein, der - toi, toi, toi - ganz gut läuft. Eine junge Winzerin aus Alsheim in Rheinhessen hatte uns angesprochen: Habt ihr Bock? Ich trinke sehr gerne Weißwein und dachte, warum nicht. So ist „Drei Freunde“ entstanden, ein Grauburgunder. Das erste Jahr konnten wir komplett alle Flaschen verkaufen und jetzt hat uns Rewe fest ins Sortiment genommen. Und das macht richtig Spaß, weil es etwas komplett Neues ist. (mz)