1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Martin Schulz auf der Buchmesse : Martin Schulz auf der Buchmesse Leipzig: Ist das der Schröder?

Martin Schulz auf der Buchmesse  Martin Schulz auf der Buchmesse Leipzig: Ist das der Schröder?

Von Christian Eger 24.03.2017, 06:55
Tipps vom Buchhändler: SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz am Stand des Ch. Links-Verlages
Tipps vom Buchhändler: SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz am Stand des Ch. Links-Verlages dpa

Leipzig - Dass ein einzelner Buchhändler mit protokollarischen Ehren empfangen wird, geht auf einer Buchmesse in Ordnung. Dass aber Burkhard Jung, der Oberbürgermeister von Leipzig, die Begrüßung persönlich vornimmt, ist speziell. Aber Martin Schulz ist nicht nur ausgebildeter Buchhändler, sondern sozialdemokratischer Kanzlerkandidat und als solcher „Mister 100 Prozent“. Da müssen auch in Leipzig einige Aufmerksamkeits-Prozente zu holen sein.

Punkt 14.15 Uhr fährt am Donnerstag der Hoffnungsträger der gemäßigten Linken vor dem Congress Center der Leipziger Messe vor. Er ist viel kleiner, als es die Fernsehbilder vermuten lassen. Sechs Verlage sucht er auf, um jeweils 20 Minuten mit einem Mann der Firmenleitung und einem Autor seiner Wahl zu reden. Ch. Links, Aufbau, Klett-Cotta, Rowohlt, S. Fischer und Diogenes.

Aufsuchen ist dabei ein ungenaues Wort. Denn suchen muss man Schulz. Zu sehen sind für die erstaunt durch die Messegänge schiebenden Menschen nur in die Höhe gestreckte Mikrofon-Stangen und Scheinwerfer über den Kameras.

Um den Politiker zu entdecken, muss man in den Pulk schauen. Blauer Anzug, weißes Hemd, blau-weiße Krawatte, das ist er. Schulz, der privat den „Stahlgewitter“-Autor Ernst Jünger liest („der wurde immer linker“), kommt nicht nur literarisch gern vom Weg ab. Er zieht den Medientross zu Verlagen, die nicht im Protokoll stehen.

Buchmesse Leipzig: Besuch von SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz ist kein Heimspiel

Dabei ist die Messe für Schulz kein Heimspiel. Das literarische Publikum löst keine La-Ola-Wellen aus. Auch keine Buhrufe. Dafür gibt es Statements, die sich die Journalisten anhören dürfen. Dass der Mann hauptsächlich schön rede. Dass die Bundestagswahl noch weit sei. Einer ruft: Da kommt der Kaiser! Eine Dame fragt: Ist das der Schröder? Der Mann, der immer lacht, ist außerhalb der SPD in Sachen Sympathie kein Selbstläufer.

Mit dem Ch. Links Verlag - das ist der Name des Eigentümers - sucht Schulz einen der interessanten Ostverlage auf. Er fädelt sich in die Verlags-Koje ein, nimmt sofort am Tisch Platz, bestellt einen Kaffee und ist schon bei der Sache, von der das Publikum freilich kein Wort versteht, so leise spricht der Mann.

Schulz redet mit dem Verleger Christoph Links sowie mit Manfred Quiring, Autor des Buches „Putins russische Welt. Wie der Kreml Europa spaltet“ und Reinhold Vetter, der das Buch „Nationalismus im Osten Europas“ verfasste.

Schulz spricht nicht über die Buchbranche, sondern über den Zustand Europas. Darüber zum Beispiel, dass Polen die meisten Mittel aus den Fonds der EU beziehe, die es mit seiner politischen Rhetorik aber spalte. Dass das nicht auf Dauer hinnehmbar sei, damit müsse sich die EU beschäftigen, sagt Schulz. (mz)