Martin-Gropius-Bau Martin-Gropius-Bau: Ausstellung in Berlin erinnert an den Auschwitz-Prozess
Berlin/MZ. - Den Brief des tüchtigen deutschen Ingenieurs kann man im Berliner Martin-Gropius-Bau finden, wo die Ausstellung "Auschwitz-Prozess Frankfurt am Main" gezeigt wird. Die Schau, vom Fritz-Bauer-Institut der Frankfurt Goethe-Universität zusammengestellt und gefördert vom Bund, erinnert an den bis dahin größten Schwurgerichtsprozess der deutschen Nachkriegsgeschichte, der vor 40 Jahren begonnen - und die Öffentlichkeit unausweichlich mit der Banalität des Bösen konfrontiert hat, wie Hannah Arendt sie schon am Technokraten des Völkermords, Adolf Eichmann, charakterisiert hatte. Auch dem Täter Eichmann (und seinem Prozess in Jerusalem) ist ein Teil der Berliner Ausstellung gewidmet.
"Mich reut gar nichts" kann man Eichmann in einer Tonkabine sagen hören, 1955 in Argentinien zum "Kameraden" Sassen, einem ehemaligen SS-Führer, gesprochen - fünf Jahre bevor der israelische Geheimdienst ihn nach Israel vor Gericht bringen konnte.
Es ist ein Gebirge an Material, das diese Ausstellung türmt - und zugänglich macht. Hinzu kommen Tondokumente aus dem Frankfurter Prozess und künstlerische Reaktionen wie die irritierende Installation "Club BRD" des Nürnbergers Claus Föttinger, die in ein deutsches Wohnzimmer mit Design-Zitaten von den 40er Jahren bis zur Gegenwart einlädt. Eine Zeitreise.
"Ich leugne, jemals selbst Gas in die Gaskammer eingeworfen zu haben", hat der Angeklagte Josef Klehr, SS-Oberscharführer und Leiter des Desinfektions- und Vergasungskommandos, in Frankfurt ausgesagt. "Von mir wurde verlangt, daß ich einen Dienstplan aufstellen sollte, das habe ich getan."
Fassungslos, entsetzt wird man sich in die Geschichte der Opfer und der Täter hinein gezogen sehen: Es ist ja unsere Geschichte. Sie ist unteilbar, sie lässt sich nicht "bewältigen" im Sinne von "erledigen". "Niemand kann aus der Geschichte seines Volkes austreten. Man soll und darf die Vergangenheit nicht auf sich beruhen lassen, weil sie sonst auferstehen und zu neuer Gegenwart werden könnte", hat Jean Améry (1912-1978) geschrieben. Gegen das Vergessen.
Bis zum 19. Dez., Martin-Gropius-Bau Berlin, Niederkirchnerstr. 7 (Nähe Potsdamer Platz), tgl. außer Di 10-20 Uhr.