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Marlon Brando Marlon Brando: Hollywood trauert um einen Jahrhundertschauspieler

03.07.2004, 16:13
Marlon Brando in einer Szene des Films „Der Wilde“ (1953).
Marlon Brando in einer Szene des Films „Der Wilde“ (1953). dpa/dpaweb

Los Angeles - Hollywood trauert um seinen letzten Rebellen: Namhafte Kollegen von Marlon Brando bedauerten am Wochenende den Verlust des Jahrhundertschauspielers.

Selbst US-Präsident George W. Bush rühmte Brandos Verdienste für den Film. Der zweifache Oscar-Preisträger war am Donnerstagabend 80-jährig in einer Klinik in Los Angeles an Lungenversagen gestorben. Brando wird nach Informationen der „Los Angeles Times“ auf eigenen Wunsch im engsten Familienkreisan einem geheimen Ort beigesetzt.

Unterdessen droht Streit um sein Erbe, wie die „New York Daily News“ am Sonntag unter Berufung auf Brandos Anwalt und einige seiner Freunde in Hollywood berichtete. Denn dass Brando verschuldet war, bestreiten Anwalt und Freunde laut „Daily News“. Demnach ist Brandos Villa an einer der besten Adressen von Beverly Hills wenigstens 20 Millionen Dollar (16,2 Millionen Euro) wert. Für sein Südsee-Atolldürften Baulöwen sogar 200 Millionen Dollar zahlen. Der exzentrische Filmstar war drei Mal verheiratet, hatte zahlreiche Geliebte und zeugte etwa ein Dutzend ehelicher und unehelicher Kinder.

Bernardo Bertolucci, vor dessen Kamera Brando in „Der letzte Tango“ (1972) seine letzte große Rolle gespielt hatte, sagte „mit Tränen in den Augen“, dass „Marlon durch seinen Tod unsterblichgeworden ist“.

„Ich bin geschockt und tieftraurig über den Verlustdes größten Schauspielgenies unserer Zeit“, bekannte Al Pacino, Brandos Partner in „Der Pate“. Jack Nicholson nannte seinen Kollegen, Freund und Nachbarn „einen monumentalen Künstler von der Statur Michelangelos und Picassos“.

Für Sophia Loren war Brando „ein lieber Freund», der etliche Tragödien in seinem Privatleben erlitten habe und deshalb „wohl nichtmehr richtig für sich gesorgt“ habe. Sein ältester Sohn Christianerschoss 1990 den Freund seiner schwangeren Halbschwester Cheyenne. Sie beging 1995 Selbstmord. Brando, der in Nebraska in einer Alkoholiker-Familie aufgewachsen war, gab vor Gericht zu, selbst kein Bilderbuch-Vater gewesen zu sein. In den letzten Jahren lebte er ganz zurückgezogen und Medienberichten zufolge seelisch gebrochen.

Brando hatte in mehr als 40 Filmen vor der Kamera gestanden. Erwar acht Mal für einen Oscar nominiert worden und gewann zwei der begehrten Filmtrophäen. Seinen zweiten Oscar für den Film „Der Pate“ nahm er nicht selbst entgegen. Mit Hollywood stand Brando lange auf dem Kriegsfuß. „Er trat seine Karriere mit Füßen, weil er nur Hass - und Scham - für das Schauspielen empfand“, heißt es in Robert Tanitchs Buch „Brando“ (1995).

Regisseur und Schauspieler Warren Beatty sah in Brando mehr alseinen „einzigartig talentierten und einflussreichen“ Filmstar. „Erwar ein engagierter Bürger mit einem breiten sozialen Spektrum, ein überaus großzügiger Freund und sehr offen über seine persönlichen Ansichten. Annette und ich werden ihn sehr vermissen“, sagte Beatty auch im Namen seiner Frau Annette Bening.

Robert De Niro erklärte, „er war ein großartiger Schauspieler. Wirhaben ihn alle geliebt und werden ihn sehr vermissen“. Brandos Partner in dem Film „Der Pate“, Robert Duvall, nannte den Star einen Paten für viele junge Schauspieler in der ganzen Welt“. „Nachdem ich als 15-Jähriger den Film „Die Faust im Nacken“ gesehen hatte, habe ich beschlossen, ich will zum Film“, sagte der Regisseurund Oscar- Preisträger Volker Schlöndorff.

Brando hatte sich seit den 80er Jahren für Amerikas Indianer eingesetzt. Er unterstützte die Black-Panther-Partei, demonstrierte gegen die Todesstrafe und die Behandlung von Juden in der damaligen Sowjetunion. Der Organisation von Martin Luther King Jr. trat er einen Teil seines Einkommens ab.

Seine große Liebe, die Südsee, beschrieb Brando dem Show-Gastgeber Larry King einmal so: „Wenn ich dort nackt am Strand liege und fühleden Wind über mich streichen, sehe die Sterne über mir und schaue indiese tiefe, unbeschreibliche Nacht, empfinde ich mehr, als ich in Worte fassen kann. Dann denke ich: Gott, ich bin unbedeutend. Was immer ich oder irgendjemand anderes macht oder unterlässt, hat nicht mehr Wert als der Sand, auf dem ich liege, und die Kokosnuss, auf der mein Kopf ruht“.