Marilyn Monroe Marilyn Monroe: Happy birthday, Norma Jean
Halle/MZ. - Nein, es war wirklich nichtalles echt an ihr. Das signifikante Platinblondder eigentlich Brünetten. Das aufgepolsterteDekolleté. Der herausfordernde Hüftschwungauch bloß ein berechneter und mittels unterschiedlicherAbsatzhöhen bewirkter Effekt. Und so rechtnatürlich war wohl auch nicht die atemloseKinderstimme, mit der sie am 19. Mai 1962für "Mr. President" John F. Kennedy das wohlberühmteste Geburtstagsständchen der Welthauchte. Ein paar Wochen später, am 5. August,war diese Stimme für immer verstummt.
"Happy birthday . . ." Anzunehmen, dass am Freitagin Hollywood und wo auch immer auf unzähligenPartys eben jenes Lied intoniert wird. Diesmalfür die Interpretin selbst. Marilyn Monroe.Die morgen 75 Jahre alt geworden wäre. Und- so makaber es klingt - kaum nachhaltigergefeiert werden könnte, wenn sie denn nochunter den Lebenden weilte. Weil der Tod derPreis ist für Unsterblichkeit. Denn unbestrittenund unangefochten war sie zum Zeitpunkt ihresAblebens zwar die Sexgöttin der fünfzigerJahre. Doch erst jenseits ihres bis auf denheutigen Tag ungeklärten Todes (Durch dieCIA wegen der Affären mit den Kennedy-Brüdern?Selbstmord? Oder doch nur ein zufällig zuhoch dosierter Barbiturat-Mix?) stieg derFleisch gewordene globale Männertraum aufin den Olymp der Mythen. Wozu gehört, dassbis heute bei Nennung nur des Vornamens jederweiß, wer gemeint ist. Marilyn Monroe - hinterdiesem von Studiobossen werbewirksam erfundenenKunstnamen des ebenso geschöpften Kunstproduktsist sie irgendwann verschwunden, die eigentlicheNorma Jean Mortenson. Und hat sich nie mehrselbst wieder gefunden, dieses herumgeschubsteMädchen, das den amerikanischen Traum geschaffthat - von ganz unten bis an die Sets der Traumfabrik.
Ihre filmreife Geschichte wurde weltweit vonüber 200 Biographen, schreibende Spekulantenwie preisgekrönte Schriftsteller, mehr oderweniger detailgetreu erzählt. Das Szenarioeines Melodrams. Eine traumatisch liebloseKindheit mit schizophrener Mutter, Waisenhäusernund Pflegefamilien. Die frühe Ehe mit einemSeemann. Der Start als Pin-up-Girl. Die Ausbeutungdurch das berüchtigte Studiosystem, das ihrselbst als Star noch Minigagen und Geldsorgenbescherte. Die gescheiterten Ehen mit Männern,die unterschiedlicher nicht sein konnten:Baseball-Legende Joe DiMaggio und KultautorArthur Miller. Skandale, Liebschaften, Süchte.Und immer diese unerfüllte Sehnsucht nachLiebe und Anerkennung.
Diese Angst, der Welt nicht zu genügen, hatdie Frau, die auch fast vier Jahrzehnte nachihrem Tod noch als Hollywoods Sexsymbol allerZeiten gilt, durchs Leben begleitet. Die Reduzierungauf das dumme Blondchen vom Set. Die willigeKurven-Ikone, deren Busen-Taille-Hüftemaße(94-56-90) deutlich mehr interessierten alsdas, was sie tatsächlich und unbestreitbarin ihrem Job künstlerisch einbrachte.
So ist die Traumfrau letztlich verzweifeltan der Diskrepanz zwischen ihrem eigenen Ichund dem Bild, das sich die Welt mit ihrereigenen Hilfe von Norma Jean Baker gemachthat. Und erst viel später hat der große BillyWilder, der mit "Manche mögen's heiß" denvielleicht besten Monroe-Film überhaupt gedrehthatte, seiner schwierigen Protagonistin bescheinigt:"Sie hatte den Zauber, den keine andere Schauspielerinhatte, - den Schimmer um die Stirn. . . "Monroe-Expertin Heidi Draheim, die für dasDüsseldorfer Filmmuseum eine große Ausstellung(ab 1. Juli) vorbereitet, resümiert den Mythoszwischen Glamour und Tragik: "Sie war einegroße Kunstfigur. Und in Wahrheit eine hochintelligenteFrau." Deren Image sich jedoch verändert habe:"Heute wird sie weniger wegen ihrer weiblichenReize, sondern wegen ihrer Ausstrahlung undihrer selbstbewussten Haltung zu ihrem Körperund ihrer Sexualität angehimmelt." Doch eineChance auf Authentizität für Marilyn-NormaJane?