1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Marilyn Manson: Marilyn Manson: Schockrocker beschwört das «Arma-Geddon»

Marilyn Manson Marilyn Manson: Schockrocker beschwört das «Arma-Geddon»

18.05.2009, 07:16
Schock-Rocker Marilyn Manson (FOTO: DPA)
Schock-Rocker Marilyn Manson (FOTO: DPA) dpa

Berlin/dpa. - Nicht so Marilyn Manson. Das Enfant terrible der Metal-Szene bemüht sich allenthalben, den Ruf des bösen Bubendurch immer neue Breitseiten in Richtung «Establishment» zu pflegen.Auch Jahre nach Auftrittsverboten in den USA und Kongressdebatten umseine Texte liebt Manson das kalkulierte Spiel mit dem Feuer. Dasneue Album des rockenden Ober-Misanthropen ist der beste Beleg dafür.

«The High End of Low» heißt Mansons siebte Platte, die an diesemFreitag (22. Mai) in Deutschland erscheint. Der Titel des 16 Stückelangen Longplayers gibt die Stoßrichtung vor: Es geht - wieder einmal- um die Manson-typische Umsetzung seelischer Abgründe undTiefschläge in ein Gemisch aus derber Sozialkritik und hohernihilistischer Kunst. Nach zehn Jahren Band-Abstinenz beteiligte sichauch sein alter Mitstreiter Twiggy Ramirez (Bass) an der Produktion.Keyboarder Chris Vrenna und Schlagzeuger Ginger Fish sind ebenfallsmit von der Partie.

Der Stil des Quartetts ist geprägt durch den altbewährten Mix ausIndustrial Rock, Metal und Darkwave. Dennoch will Brian Hugh Warner -so der bürgerliche Name des Meisters der Finsternis - das Werk alsZäsur verstanden wissen: «Das Album klingt nach einem Abschluss, aberzugleich fast schon optimistisch - obwohl sich diese Wortwahl etwasseltsam anfühlt.»

Optimismus als Leitmotiv einer Manson-Platte? Wer als echter Fanglaubt, schlecht gehört zu haben, findet seine Befürchtungen beimersten Durchhören der CD jedenfalls nicht bestätigt. Wie auf demVorgänger-Album «Eat Me, Drink Me», zu dessen Vorstellung er vorknapp zwei Jahren in eine alte Villa im Berliner Grunewald geladenhatte, gibt sich Manson auch auf «The High End of Low» als beinharterKrawallmacher mit gelegentlicher Neigung zur politischen Standpauke.

Keiner der Songs verdeutlicht das so drastisch wie die bereits am10. April erschienene Single «We're from America». Erneut geht Mansonmit der aus seiner Sicht unerträglichen Bigotterie der religiösenRechten in den Vereinigten Staaten ins Gericht. Klerikale Kritikerwerden von den jüngsten Tiraden ihrer Lieblings-Reizfigur wenigüberrascht sein. Schon zu oft hat Manson bei seinen Bühnen-Eskapadenans Kreuz genagelte, nackte Frauen vorgeführt oder umstrittene Bibel-Passagen rezitiert.

Und auch das zweite große Skandal-Thema, mit dem Mansons Musikimmer wieder in Verbindung gebracht wird, darf auf dem neuen Albumnicht fehlen: die Frage, inwieweit mediale (und musikalische) Gewaltsozial ausgegrenzte Jugendliche zu tickenden Zeitbomben machen kann.«I Want to Kill You Like They Do in the Movies» nennt sich diesmalder zugehörige Beitrag: Ein Filmprojektor rattert vor sich hin,schlüpfrige Bassläufe und der gepresste Gesang lassen den Zuhörergrübeln, ob hier nur der routinierte Elternschreck oder doch derheimliche Brandstifter Manson am Werk ist. Den Vorwurf, seine Textekönnten 1999 die Attentäter des Columbine-Highschool-Massakers zuihrer Gewalttat inspiriert haben, stritt er stets vehement ab.

Das Geheimnis, wie häufig das allseits strapazierte «F-Wort» indem Lied «Arma-Goddamn-Motherfuckin-Geddon» vorkommt, gerät da fastzum pädagogischen Nebenkriegsschauplatz. Um bloß keine Zweifel anseiner Durchtriebenheit aufkommen zu lassen, gibt Manson am Ende derCD vorsichtshalber noch eine Zugabe: In der «Teddy Bears Remix DirtyVersion» beschwören auch mitsingende Kinder sein «Arma-Geddon».Fazit: Im Showgeschäft polarisiert weiter kaum jemand so stark wieManson.

Im Juni gastiert die Band zum Start ihrer Welttournee bei denSommerfestivals «Rock am Ring» und «Rock im Park». Dass es bei derLive-Darbietung von «The High End of Low» krachen wird, hat Mansonschon angedeutet: «Es ist ein Phönix, der aus der Asche hervorgeht,eine Wiederauferstehung und Erlösung.»

Konzerttermine in Deutschland und Österreich: 5.6. Nürburgring/«Rock am Ring»; 6.6. Nürnberg/«Rock im Park»; 8.6. Innsbruck/Olympiahalle; 11.6. Dresden/«Junge Garde»