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Marianne Rosenberg Marianne Rosenberg: Pop-Diva im neuen Soundkleid

19.02.2011, 11:07
Marianne Rosenberg (FOTO: DAPD)
Marianne Rosenberg (FOTO: DAPD) dapd

Berlin/dapd. - Später legtesie ihre alten Hits im Discosound neu auf und wagte sich auch anJazz und Chanson.

Ihrem neuen Popalbum «Regenrhythmus» (Veröffentlichung am 25.Februar), das sie zunächst auf eigene Faust und ohne Plattenfirma imRücken produzierte, hat sie nun einen geradezu elegischen,elektronisch-sphärischen Sound verpasst.

«Wenn ich nach so langer Zeit wieder ein Studioalbum mache,wollte ich mich nicht den Kriterien einer Plattenfirma unterworfenfühlen - nämlich so zu klingen, wie deren Ansicht nach MarianneRosenberg heute zu klingen hat», sagt sie im dapd-Gespräch.Schlagerseligkeit im Discofox-Rhythmus darf niemand von ihrerwarten.

Als sie im Teenageralter mit Liedern wie «Fremder Mann» und «Ichbin wie du» ihre ersten Chartserfolge feierte, war sie dasNesthäkchen unter all den Schlagerstars dieser Zeit. Mit denehemaligen Kollegen in der ZDF-«Hitparade» hat sie aber kaum nochetwas gemein. «Ich nehme mir einfach das Recht zu leben und mich zuverändern. Das hört man dann auch aus meiner Musik heraus. In zweiJahren klinge ich deshalb vielleicht auch wieder ganz anders», sagtsie selbstbewusst und ganz ohne Koketterie.

Für einen Moment könnte man bei ihrem neuen Song «Lauf Kleine»denken, er erzähle von jenem halbwüchsigen Mädchen Marianne, dasbinnen weniger Jahre zu einer der erfolgreichstenSchlagersängerinnen Deutschlands heranwuchs. Tatsächlich aber singtRosenberg in diesem mit viel Sprachwitz getexteten Song von sehrheutigen Castingshow-Teilnehmerinnen und deren ausgebeutetenHoffnungen.

«In gewisser Weise war ich auch mal diese Kleine, von der ich indem Lied singe», sagt Marianne Rosenberg. «Ich hatte aber die Gnadeder frühen Geburt.» Ihr habe man damals noch einige Jahre gegeben,um sich in Ruhe zu entwickeln. «Heute geht das Zackzackzack, und diemüssen in einem Affentempo durch diese Maschinerie - und dann kommtdas neue kleine Fräuleinwunder, und das alte fällt wieder in dieVersenkung.»

Doch auch Rosenberg fühlte sich an einem Punkt ihrer Karriere nurnoch als Produkt der Musikindustrie, und als es ihr Vertragerlaubte, stieg sie aus. Damals, im West-Berlin der 80er Jahre, warfsie ihr bisheriges Leben komplett über den Haufen.

Die Sängerin, die stets mit ordentlicher Rundbürsten-Föhnfrisurin zahllosen Fernsehauftritten zu einem der wichtigsten Gesichterdes deutschen Schlagers wurde, lebte nun in einem besetzten Haus,lernte in der linksrevolutionären Anarchoszene ihren Lebensgefährtenund späteren Vater ihres Kindes kennen. Statt in Schlagershows sahman sie auf Demos marschieren, ganz stilvoll in High Heels. Und derSänger Rio Reiser drängte sie erfolgreich dazu, künftig ihre Liederselbst zu schreiben.

«Das war meine wichtigste Phase im Leben, meine verspäteteAbnabelung von zu Hause, von den Plattenbossen», sagt Rosenbergheute über diese Zeit. «Ich war auf der Suche nach dem Anderen, demNeuen - auch in der Musik», erinnert sie sich. Durch die früheKarriere sei ihr gar nicht die Zeit geblieben für «so etwas Normaleswie die erste Lieben im Teenageralter. Das habe ich alles verpasstund musste ich dies alles nachholen.»

Nun ist für sie wieder einmal solch ein Zeitpunkt gekommen, umNeues auszuprobieren, ohne sich dabei radikal zu verändern. Ab 18.März stellt sie ihr neues Album während einer Clubtour unter anderemin Hamburg, München, Leipzig, Köln und Berlin vor.