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Maria Callas Maria Callas: «Die Göttliche» starb vor 30 Jahren

10.09.2007, 07:01
Maria Callas (Foto: dpa)
Maria Callas (Foto: dpa) Ipol

Berlin/dpa. - Die«Primadonna Assoluta» hat sich für die Kunst verzehrt und dabeiVerzückung und Raserei ausgelöst. Auch dreißig Jahre nach ihrem Todam 16. September 1977 bleibt Maria Callas die unangefochteneOperndiva Nummer eins, bewundert und bemitleidet zugleich.

Die Callas-Manie ist ungebrochen. Zu ihrem Todestag erscheinendutzende DVDs und CDs. Eine Ausgabe mit 70 Platten (EMI) dokumentiertdie Karriere der Sängerin, auf einer anderen sind die frühen Jahre zuhören. Das Kochbuch «Maria Callas - La Divina in Cuccina» versammeltdie beliebtesten Rezepte der 1923 in New York geborenen Tochtergriechischer Eltern, die als Kind ein Pummelchen war und aus Furcht,nicht mehr bühnentauglich zu sein, später fast 80 Pfund abspeckte.

Ganz geheuer ist einigen die Callas noch immer nicht. Gesangsstarsweisen jeden Vergleich mit der Sopranistin energisch von sich. Wer soetwas sage, habe keine Allgemeinbildung, empört sich etwa AngelaGheorghiu. Anna Netrebko sekundiert: «Das allergrößte Lob, das manmir machen kann, ist nicht der Vergleich mit Maria Callas, sondernder einfache Satz: "Sie singt unverwechselbar wie Anna Netrebko"».

Alles andere als glamourös waren die Anfänge von Marias Laufbahn.«Lächerlich», dass so ein Mädchen singen wolle, hatte ihre ersteLehrerin Maria Trivella 1937 in Athen gesagt. Doch als sie Mariahörte, wurde sie stumm. «Der Klang ihrer Stimme war warm, lyrisch,intensiv». Sie habe wie «eine Flamme geflackert und geleuchtet», dieLuft «mit den melodischen Schwingungen einer Glocke» gefüllt. Damalshieß sie noch Maria Anna Sofia Cecilia Kalogeropoulou und fühlte sichals «hässliches Entlein», stets im Nachteil gegenüber der Schwester,drangsaliert von der ehrgeizigen Mutter, die sich vom Vater getrennthatte und mit den beiden Kindern in die Heimat zurückgekehrt war.

Ihren großen ersten Erfolg errang Callas 1947 in der Arena diVerona in Ponchiellis «La Gioconda». Sie lernte damals denZiegeleibesitzer Giovanni Battista Meneghini kennen, den sie 1949heiratete. Meneghini gab alles auf und wurde zu ihrem wichtigstenFörderer. Der internationale Durchbruch kam vier Jahre später - inMexiko. In Verdis «Aida» löste sie Begeisterungstumulte aus. Die«Wahnsinnsarie» aus Lucia di Lammermoor, eine ihrer Paradestücke,musste sie drei Mal wiederholen, immer mit neuen Verzierungen.

«Maria Callas hat den Belcanto wieder erweckt», sagt dieMezzosopranistin Cecilia Bartoli. «Sie öffnete ein neues Tor für uns,für alle Sänger weltweit», erinnerte sich Montserrat Caballé.Tatsächlich erschloss Callas ein neues Repertoire. Die Opern vonDonizetti, Bellini und Rossini waren aus dem Spielplan verschwunden.

Zu Beginn ihrer zweiten Saison 1952 an der Mailänder Scala wurdesie als Lady Macbeth unangefochtene Königin im Haus. Die nächsteSaison begann sie dann als Medea unter Leonard Bernstein, der sie«die größte Sängerin der Welt» nannte.

Ihre Stimme sei «sofort erkennbar gewesen», beschrieb derPlattenproduzent Walter Legge das Erfolgsgeheimnis. «Meine Stimmeverstört die Leute», sagte dagegen die Sängerin. Callas' Stimme, diemehr als zwei Oktaven umfasste, setzte sich aus unterschiedlichenKlängen zusammen: eine tiefe, dramatische Bruststimme, eine matteMittellage und eine funkelnde Höhe. «Fantastisch», musste selbst ihreRivalin Renata Tebaldi zugeben.

Schlagzeilen machte Calles nicht nur mit Kunst. Weltweit berichtetwurde über ihre Absagen, Hungerkuren und Kollegenschelte. Mit einerBrachialdiät magerte sie sich von 92 auf 63 Kilo herunter. DieRivalität mit Renata Tebaldi füllte die Boulevardpresse. EinVergleich mit Tebaldi verbiete sich, sagte Callas. «Das wäre so, wiewenn man Champagner mit Cognac, nein, mit Coca Cola, vergleicht".Callas duldete keine zweite Göttin. «Sie litt an einem unmenschlichenMinderwertigkeitskomplex. Dies war die treibende Kraft hinter ihremruhe- und ruchlosen Ehrgeiz«, meinte Legge.

Für Aufsehen sorgte ihre Beziehung zu dem griechischen ReederAristoteles Onassis. Callas verließ Meneghini, doch Onassis verlorbald das Interesse an ihr. 1968 heiratete der Milliardär dieehemalige First Lady Jacqueline. Das private Glück blieb aus und auchCallas' Stimme begann zu schwächeln.

Sie zog sich vom Gesang zurück, trat nur noch in leichten Partienauf und gab Unterricht. Am 16. September 1977 starb Callas in Paris.Offiziell wurde eine Herzattacke angegeben. Schnell wurden Gerüchteüber eine Medikamentenvergiftung und Selbstmord laut. Ihre Leichewurde eingeäschert und auf dem Friedhof Père-Lachaise beigesetzt.Vier Jahre später wurde ihre Asche in die Ägäis gestreut.