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Marbach Marbach: Literaturmuseum der Moderne wurde eröffnet

06.06.2006, 18:53
Bundespräsident Horst Köhler (M.) eröffnet am Dienstag (06.06.2006) im Beisein seiner Frau Eva Luise und des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Günther Oettinger das Literaturmuseum der Moderne (LiMo, im Hintergrund) in Marbach am Neckar.
Bundespräsident Horst Köhler (M.) eröffnet am Dienstag (06.06.2006) im Beisein seiner Frau Eva Luise und des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Günther Oettinger das Literaturmuseum der Moderne (LiMo, im Hintergrund) in Marbach am Neckar. dpa

Marbach am Neckar/dpa. - «Dies ist einBekenntnis zur Größe der Literatur, zum Wunder der Literatur», sagteKöhler bei einem Festakt in Friedrich Schillers Geburtsstadt. Der fürmehr als zwölf Millionen Euro entstandene Säulenbau des britischenArchitekten David Chipperfield beherbergt Kostbares und Kurioses.

Zu den 1300 Exponaten rund um die deutsche Literatur des 20. und21. Jahrhunderts gehören etwa das kostbare Roman-Manuskript von FranzKafkas «Proceß» und die goldumrahmte Literaturnobelpreis-Urkunde fürHermann Hesse, aber auch Thomas Manns Taufkleid und ein Röntgenbilddes lungenkranken Philosophen Karl Jaspers.

Das weltweit einzige Museum seiner Art stellt nicht einfachPapiere und Bücher aus. «Es hat vielmehr den Mut, uns dieliterarischen Nachlässe, die Kostbarkeiten und auch dieSeltsamkeiten aus dem Marbacher Literaturarchiv wie einen Schatz zupräsentieren», sagte Köhler. Mit dem Deutschen Literaturarchiv, demSchiller-Nationalmuseum und dem LiMo habe die deutsche Literatur einZuhause in Marbach am Neckar. Auf der Schillerhöhe in Marbachfeierten am Dienstagabend mehrere hundert Gäste - darunter auchzahlreiche Autoren - die Eröffnung der Einrichtung.

Im LiMo werde die Literatur nicht instrumentalisiert, auch zueiner Dichterverehrung wie im 19. Jahrhundert wolle niemandzurück, sagte der Bundespräsident. «Es (das Museum) fragt nichtzuerst nach der gesellschaftlichen Relevanz, nach der politischenBotschaft, nach der moralischen Güte. Es benotet nicht. Aber esstellt seine Exponate wie kostbare und wertvolle Fundsachen aus.»

Das LiMo sei kein Haus «nach einem oberflächlich verstandenenKonzept 'Kultur für alle'», betonte das Staatsoberhaupt. Es eröffneeinen neuen Zugang zur Literatur. «Hier gilt vielmehr: Je mehr manweiß, desto mehr sieht man auch», sagte Köhler und rief zugleich zurintensiven Beschäftigung mit Kultur auf. «Kultur ist kein Schnäppchen- und kein Schnupperangebot.» Der Leiter des DeutschenLiteraturarchivs, Ulrich Raulff, betonte, dass das LiMo weniger aufEffekte mit Bühnenbildnerei, Licht und Medien ziele alsvielmehr auf die «Kraft des Originals», das mit Witz und Ironieausgestellt werde.

(Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags, 10.00 bis 18.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr, Eintritt: sieben Euro, ermäßigt fünf Euro)