1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Magdeburger Dom: Magdeburger Dom: Ausstellung zu den Funden von Qumran

Magdeburger Dom Magdeburger Dom: Ausstellung zu den Funden von Qumran

Von Thomas Nawrath 13.03.2003, 13:56

Magdeburg/dpa. - Für Historiker und Theologen sind sie eine wahre Sensation, für den Laien nur ein ganzer Berg Papier- und Lederfetzen: Die Funde aus den Höhlen von Qumran am Nordwest-Ufer des Toten Meeres haben seit 1947 viele wissenschaftliche Thesen über den Haufen geschmissen und zugleich neue Fragen aufgeworfen und neue Mythen genährt. So wurde über einen speziellen Bibelcode spekuliert. Im Magdeburger Dom informiert vom 15. bis 30. März eine umfangreiche Schau über die Funde von Qumran und die Geschichte der Bibel.

«Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war das hebräische Alte Testament der Bibel fast nur aus mittelalterlichen Handschriften bekannt», erläutert Qumran-Experte Alexander Schick von der Insel Sylt (Schleswig-Holstein). Viele Skeptiker meinten, dass es im Laufe der Jahrtausende sicher zu Abschreibfehlern gekommen war und damit die Bibeltexte überhaupt nicht glaubwürdig sein könnten.

Doch als in der ersten Qumran-Höhle gleich zwei Schriftrollen des alttestamentlichen Jesaja-Buches gefunden wurden, war die Sensation perfekt: Die Forschung hat bewiesen, dass diese Schriftrollen aus dem Jahr 175 vor Christus stammen und bis auf minimale Unterschiede mit den bekannten Bibeltexten identisch sind. Eine Kopie der fast acht Meter langen Schriftrolle wird auch in Magdeburg zu sehen sein.

Bei Ausgrabungen in Qumran wurden bislang mehr als 1200 weitere Schriftrollen gefunden. «Leider konnten nur zwölf Rollen in einem guten Zustand geborgen werden», berichtet Schick. «Der Rest ist im Laufe der Zeit zu manchmal nur fingernagelgroßen Fetzen zerfallen. Insgesamt etwa 80 000 Schnipsel.» Deshalb dauerte es auch bis zum Jahr 2001, ehe der komplette Fund in der Fachliteratur vorgestellt werden konnte. «Unter den Texten wurden Abschriften aller Bücher des Alten Testaments nachgewiesen», ergänzt Schick. Die ältesten Schriften stammen aus dem dritten vorchristlichen Jahrhundert und sind damit die ältesten erhaltenen hebräischen Texte.

«Die Qumran-Funde sind besonders für die Geschichte des Judentums und für die Entstehung des Christentums hochinteressant», bestätigt der Historiker Professor Dr. Andreas Mehl von der Martin-Luther- Universität Halle-Wittenberg. Seiner Ansicht nach weisen einzelne Schriften darauf hin, dass der historische Jesus mit den in Qumran siedelnden Essenern Kontakt hatte. Besonders für die Theologen seien die Funde vom Toten Meer bedeutsam, da die historischen Schriften nahezu identisch mit heutigen Bibeltexten sind. Für die Altertumsforscher ist das der Beweis, dass die Texte des Alten Testaments mehr als 2000 Jahre alt sind.

«Mit der Magdeburger Bibelausstellung möchten wir für dieses alte Buch werben», sagte Thomas Schmidt. Gemeinsam mit dem Gemeinde- Bibeltreff hat er die Schau in den Magdeburger Dom geholt. «In der DDR-Zeit wurde den Menschen eingeimpft, dass die Bibel nur eine Erfindung mittelalterlicher Christen sei. Spätestens mit den Funden von Qumran ist diese Behauptung widerlegt», sagte Schmidt. «Skepsis ist okay, niemand soll seinen Kopf ausschalten. Doch wir möchten den Menschen Mut machen, die Bibel selbst zu lesen.»

Neben antiken Schriftrollen zeigt die Ausstellung auch Reproduktionen der ältesten hebräischen Bibelhandschriften sowie verschiedener mittelalterlicher Ausgaben der Heiligen Schrift. Im Magdeburger Dom wird es aber auch einen Nachbau der Gutenberg- Druckerpresse geben, an der die Besucher selbst eine Bibelseite drucken können. Aber auch das meistverkaufte Buch der Welt ist im Computer-Zeitalter angekommen, wie fünf Computer mit spezieller Bibelsoftware und einem Bibelquiz im Dom beweisen.