Magdeburg Magdeburg: Orthopäde forscht zu Paul Müller-Kaempff

Magdeburg/dapd. - Sechs Wochen langstanden einige dieser Stühle in einer Ausstellung zu PaulMüller-Kaempff (1861-1941), dem Begründer der KünstlerkolonieAhrenshoop, der sie entworfen hatte. Dass die Expositionausgerechnet in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt und nicht an derOstseeküste stattfand, hat einen einfachen Grund: Mahlfeld forschtseit fünf Jahren akribisch zum Oeuvre des Malers und GrafikersMüller-Kaempff.
"Ahrenshoop ist für mich schon lange Urlaubsort. Erst nach derWende nahm ich die einstige Künstlerkolonie richtig wahr, für diesich zu DDR-Zeiten eher Insider interessierten", erzählt derChefarzt einer orthopädischen Abteilung des Magdeburger Klinikums.Eigentlich habe er "in der Breite" die Bilder vieler Maler sammelnwollen, aber die Arbeiten von Müller-Kaempff berührten ihnzunehmend. Glückliche Zufälle führten zu Neuerwerbungen, die bisheute ein stattliches Ausmaß erreicht haben.
Zwtl.: Mediziner wird zum Kunstwissenschaftler
Für die Forschung zu Leben und Werk des Künstlers fehlte Mahlfeldneben seinen beruflichen Aufgaben anfangs die Zeit, zumal der Arztbis 2005 seine Habilitation verfasste. "Als ich diese abgeschlossenhatte, wollte ich einmal etwas ohne medizinischen Bezugwissenschaftlich bearbeiten", erinnert sich Mahlfeld. Was lag näher,als den Künstler Paul Müller-Kaempff unter die Lupe zu nehmen, zudem bis zu diesem Zeitpunkt relativ wenig bekannt war.
In den vergangenen fünf Jahren habe sich der Magdeburger zu einem"exzellenten Kenner" des Ahrenshooper Malers entwickelt. DerBürgermeister des Ostseestädtchens, Hans Götze, nennt ihn ohneUmschweife so. Seine in relativ kurzer Zeit zusammengetrageneSammlung sei "ein Traum", ergänzt er. Neid gebe es in Ahrenshoopnicht. Ganz im Gegenteil freue man sich, dass zu einem derbekanntesten Maler der Region so viel neues Wissen zusammengetragenwurde.
Museen, Bibliotheken und Archive bilden die Grundlage fürMahlfelds Forschung. Unter anderem liegen ihm die Kopien einesKonvoluts von 300 Briefen Müller-Kaempffs vor, die in mühsamerArbeit entziffert werden. Auch ins Ausland ist der 48-Jährigegefahren, um Gemälde, Zeichnungen und Aquarelle zu dokumentieren,800 Arbeiten erfasste er bisher. Ein Werkverzeichnis soll bis 2014fertig. Das Unterfangen erweist sich als schwierig, denn durchAuswanderungen und Erbschaften sind die Stücke weit verteilt worden,finden sich in den USA ebenso wie in Schweden, Italien undDeutschland. Aber, "ich finde überall offene Ohren undUnterstützung", sagt Mahlfeld.
Zwtl.: Ein Papierkorb als Kultstück
Auch Teile des Nachlasses hat er aufgespürt. Darunter solcheObjekte, die sich auf Gemälden der Ehefrau Müller-Kaempffs, dieebenfalls malte, eindeutig zuordnen lassen. Manches davon konnte ererwerben, so einen Papierkorb aus dunklem Holz mit fantasievollenOrnamenten. Nie würde Konrad Mahlfeld auf den Gedanken kommen,diesen tatsächlich als Papierkorb zu nutzen. Farbkleckse im Innerenweisen auf den eigentlichen Zweck des Behälters hin: In ihm wurdenMalpinsel des Meisters aufbewahrt.
Und ganz ohne Bezüge zu Magdeburg bleibt Müller-Kaempff auchnicht. Bereits 1888 und 1907 gab es in der Stadt Ausstellungen mitdessen Arbeiten. Im kommenden Jahr will Mahlfeld Teile seinerSammlung auf die Reise schicken, um sie in der Galerie im Klostervon Ribnitz-Damgarten zu zeigen. Das sieht er als Aufgabe an, dennKunst dürfe nicht weggeschlossen werden.