Madrid Madrid: Spanier trauern um populäre Sängerin Rocío Jurado
Madrid/dpa. - DieMusikerin hatte auf Grund ihres kräftigen, ausdrucksvollen Gesangsals die «Stimme Spaniens» gegolten. Für viele Spanier war sieschlichtweg «die Größte».
Die Sängerin erzielte in fast allen Stilrichtungen Erfolge - vomFlamenco und der Volksmusik bis hin zu klassischen Liedern. IhreWerke verkauften sich so oft, dass sie mit 30 Goldenen und 5 Platin-Schallplatten ausgezeichnet wurde. Mit ihrem überschäumendenTemperament und ihrer zuweilen überzogenen Theatralik entsprach siedem Klischee dessen, was vielerorts als «typisch spanisch» gilt.Rocío Jurado spielte auch in zahlreichen Kinofilmen mit, glänzte dortaber mehr durch ihren Gesang als durch schauspielerisches Talent.
König Juan Carlos und Ministerpräsident José Luis RodríguezZapatero sprachen der Familie ihr Beileid aus. Tausende von Spaniernnahmen von der Toten Abschied, die in einem geschlossenen Sarg imMadrider Kulturzentrum aufgebahrt war. Ihre Geburtsstadt Chipiona beiCádiz im Süden Spaniens ordnete eine dreitägige offizielle Trauer an.
Die Sängerin stammt aus bescheidenen Verhältnissen. Sie musste alsKind bei der Ernte auf den Feldern helfen. Nach dem Tod des Vatersgab der Großvater ihr 8000 Pesetas (48 Euro), damit die damals 15-Jährige in Madrid eine Karriere als Sängerin beginnen konnte. Rocíotrat in Flamenco-Schuppen auf und wurde zur spanischenSchönheitskönigin gewählt.
Von der Folklore wandte sie sich stärker traditionellen spanischenLiebesliedern und auch der leichteren Muse zu. Später wagte sie sichzur Klassik vor. Sie wurde auf Weltbühnen wie in der Madrider Oper«Teatro Real» oder im Madison Square Garden gefeiert. An ihr erstesKonzert in New York erinnerte sie sich: «Als 22 000 Besucheraufstanden und klatschten, habe ich mich umgeschaut, um zu sehen, wemsie applaudierten. Aber außer mir stand niemand auf der Bühne.»
Die Sängerin beklagte sich häufig, dass sie den Trubel um ihrePerson verabscheute. Aber sie trug auch selbst zur Steigerung ihrerProminenz bei. Seit ihrer Heirat 1976 mit dem Boxchampion PedroCarrasco gehörte sie zu den Stars der Regenbogenpresse. 1992 wurdedie Ehe geschieden. Drei Jahre später heiratete die Sängerin denbeliebten Stierkämpfer José Ortega Cano.
Als vor knapp zwei Jahren bei ihr eine Krebserkrankung derBauchspeicheldrüse diagnostiziert wurde, gab die Musikerin derKlatschpresse freimütig Auskunft. Bei ihrem letzten öffentlichenAuftritt in einer TV-Show im Januar sagte sie: «Das Leben ist dasgrößte Schauspiel der Welt. Leider merken wir das erst, wenn wir kurzdavor stehen, es zu verlieren.»