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Lucky Luke Lucky Luke: Seit 60 Jahren zieht er schneller als sein Schatten

Von Martin Oversohl 22.12.2006, 07:05
Eine Zeichnung des Comic-Helden Lucky Luke mit seinem Weggefährten, dem Pferd Jolly Jumper (Handout). (Foto: dpa)
Eine Zeichnung des Comic-Helden Lucky Luke mit seinem Weggefährten, dem Pferd Jolly Jumper (Handout). (Foto: dpa) Lucky Comics

Berlin/Karlsruhe/dpa. - Nur den Glimmstängel hat der stete Einzelgänger nicht mehrlässig an den Lippen kleben. Seit den 80er Jahren kaut einer dererfolgreichsten deutschen Comic-Helden vielmehr cool auf einemGrashalm herum, während er die Dalton-Verbrecher jagt oder gegen dielausbübische Wildwestlegende Billy the Kid schneller zieht.

Das für Revolverhelden vergleichsweise hohe Alter sieht derComicfreund seinem gezeichneten Idol natürlich nicht an: «Lucky Lukevereint die Coolness von Clark Gable, die Lässigkeit von Cary Grantund die Ehrenhaftigkeit von James Stewart in sich - denHollywoodschauspielern, die Morris schon als jungen Mannbegeisterten», beschreibt der Berliner ehapa-Verlag seinenUmsatzerfolg. Der Belgier Maurice de Bévère alias Morris (1923-2001)erfand seinen Westernschützen 1946, erstmals rauchte der Colt dann inder Weihnachtsausgabe der belgischen Comiczeitung «Spirou» in demAbenteuer «Arizona 1880».

Mehr als zehn Jahre später, im Dezember 1958, amüsiert Lucky Lukein der deutschen Erstausgabe «Der heitere Fridolin» die Leser, 1977wird schließlich der erste eigene deutsche Lucky-Luke-Band unter derEtikette «Western für Anspruchsvolle» veröffentlicht - mitErfolg: Bis heute verkaufen sich rund 35 Millionen deutschsprachigeAlben, weltweit liegt die Auflage bereits bei mehr als 100 MillionenExemplaren.

Ohne Pferd kein Reiter - und so kann sich Lucky Luke auf die treueBegleitung seines sprechenden Pferdes Jolly Jumper verlassen. Weitweniger klug als der seiltanzende Schimmel präsentiert sich dagegenimmer wieder der dämliche Gefängnishund Rantanplan, der «Hund, derdümmer ist als sein Schatten» - und natürlich müssen die vier DaltonsJoe, William, Jack und Averell regelmäßig und stets erfolglos ihreAusbrüche aus dem Knast, ihre Banküberfälle und Anschläge aufPostkutschen planen. «Ich mag die vier Daltons am liebsten», sagteMorris einst im Interview. «Lucky Luke» musste nach den Anweisungendes Verlegers ein leuchtendes und unfehlbares Beispiel darstellen.«Doch leider ist ein allzu perfekter Held sehr schnell langweilig,daher macht es mir viel mehr Spaß, die Dalton-Brüder auftreten zulassen.»

Neben diesem festen Ensemble treten auf den knallbunten Seitenimmer wieder schillernde historische Figuren vor allem aus dem WildenWesten auf: Calamity Jane hatte seine Rolle, Jesse James und MarkTwain spielten ebenso ihren Part wie die Opernsängerin SarahBernhardt und Schauspieler wie Jean Gabin und David Niven. SeineWesterndetails erhielt Morris in den ersten Jahren vor allem vonFilmfotos. «Und ich musste die meisten aus den Schaukästen vor denKinos stehlen», gestand Morris.

Nur wenige Jahre nach den ersten Auftritten «Lucky Lukes» holtesich Morris den Comic-Autoren René Goscinny ins Boot, der auch dieFigur des unbeugsamen Galliers Asterix und den «kleinen Nick» schuf.Nach den gemeinsamen Erfolgen und nach dem Tod Goscinnys 1977arbeitete Morris noch mit anderen Textern zusammen. Er legte zudemfür die Zeit nach seinem Ableben fest, dass Lucky Luke unsterblichbleiben und mit neuen Autoren und Zeichnern für Recht und Ordnungsorgen soll.

Im neuesten Streich des aktuellen Teams Achdé (Zeichnungen) undLaurent Gerra (Text) sehen die Luke Fans von Februar an die vier«Daltons in der Schlinge» - und wieder wird der Cowboy einsam singendin der Abendsonne reiten, etwa so, wie er es auf bedruckterBettwäsche tut, auf französischen und belgischen Briefmarken undKaffeetassen, den Filmen mit Terence Hill oder Till Schweiger in denHauptrollen oder im eigenen Vergnügungspark nahe Lissabon.