Love Is All: Wenn die Liebe wieder wehtut
Hamburg/dpa. - Spaß und Spontaneität waren für «Two Thousand And Ten Injuries», das dritte Album der schwedischen Band Love Is All, die maßgeblichen Vorgaben. Herausgekommen ist ein vielfältiges Werk im Stil des englischen Post-Punks der frühen 80er Jahre.
Love Is All haben es mit den Zahlen, und die werden von Mal zu Mal größer. «Nine Times That Same Song» hieß ihr erstes Album, darauf folgte «A Hundred Things Keep Me Up At Night» und nun sind sie bereits bei «Two Thousand And Ten Injuries» angelangt. Es wird schnell deutlich, worauf all diese Titel anspielen: auf die Höhen und Tiefen, das Freud und Leid und darauf, was die Liebe noch so mit sich bringt. Und Love Is All wissen nicht nur ein Lied davon zu singen. Ihr Name ist Programm.
Als die fünf Schweden im letzten Jahr von ihrer Frühjahrstour in ihre Heimatstadt Göteborg zurückkehrten, standen sie mit einem Mal ohne Plattenvertrag da, aber eben auch ohne die Verpflichtung, eine Platte abliefern zu müssen. Diese Freiheit nutzten sie, um ohne Druck und Vorgaben das neue Album ganz aus eigenem Antrieb entstehen zu lassen. Mit der Beschränkung auf ein altes analoges Aufnahmegerät waren Love Is All allerdings gezwungen, die einzelnen Songs bereits mehr oder weniger fertig einzuspielen, weil sie sich in diesem Fall auf die mittlerweile übliche digitale Post-Produktion nicht verlassen konnten. All diese Umstände verhalfen «Two Thousand And Ten Injuries» zu einer ausgeprägten Direktheit und Schnörkellosigkeit.
Stand der Sound der frühen 80er wie schon bei den Vorgängeralben auch hier Pate, so sind die ungehobelten und dissonanten Klänge nahezu verschwunden. Lediglich Josephine Olaussons bisweilen verzerrter und fordernder Gesang steht in der Tradition von Bands wie The Slits, Raincoats oder X-Ray Spex.
Der Bass Johan Lindwalls sticht bei den neuen Aufnahmen besonders hervor, weil er den Stücken zugleich Drive und Melodie verleiht. Und auch Markus Görsch weiß durch sein Schlagwerk die Songs mit überraschend frischen Akzenten zu verfeinern. Der Opener «Bigger Bolder» verdeutlicht die hervorgehobene Rolle der Rhythmussektion aufs eindringlichste. Seit dem Debütalbum der Strokes gab es kein solch zackig lostretendes Eröffnungsstück mehr. Der mit Abstand auffälligste Song eines mehr als gelungenen Albums. Love Is All besitzen genügend Talent, um sich auch einmal an zeitgemäßere Klänge heranzutrauen.