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Literatur Literatur: Viel diskutierter Autor Günter Görlich ist tot

Von Irma Weinreich 16.07.2010, 15:11
Der Schriftsteller Günter Görlich starb am 14. Juli 2010 im Alter von 82 Jahren in einem Hospiz in Berlin. (FOTO: DPA)
Der Schriftsteller Günter Görlich starb am 14. Juli 2010 im Alter von 82 Jahren in einem Hospiz in Berlin. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Berlin/dpa. - Zu DDR-Zeiten war er sehr bekannt. Besonders mitseinen Kinder- und Jugendbüchern hat sich Günter Görlich im Osteneinen Namen gemacht. Sie wurden viel gelesen. Als langjährigerVorsitzender des Berliner Schriftstellerverbandes und Mitglied desSED-Zentralkomitees gehörte er auch zur «Parteielite», zweimal hater den Nationalpreis der DDR bekommen. Am 14. Juli starb Görlich imAlter von 82 Jahren in einem Berliner Hospiz.

Fast 30 Erzählungen und Romane stammen aus seiner Feder. «DenWolken ein Stück näher» (1971), «Heimkehr in ein fremdes Land» (1974)oder «Das Mädchen und der Junge» (1981) blieben nicht die einzigen,die verfilmt wurden. Erziehungsprobleme im DDR-Alltag waren dasbevorzugte Thema seiner Geschichten. Der Pädagoge und Heimerzieher -zwei seiner kurzzeitig ausgeübten Berufe nach der Entlassung ausvierjähriger sowjetischer Kriegsgefangenschaft - schöpfte viel auseigenen Erfahrungen.

Für seine «vorwärtsweisenden» Lösungen im Sinne sozialistischerBewusstseinsbildung und Moral erntete Görlich überwiegend höchstesLob. Als er im Roman «Eine Anzeige in der Zeitung» (1978) über denSelbstmord eines jungen unangepassten Lehrers schrieb und damiternste Zweifel an der Aufrichtigkeit zwischenmenschlicher Beziehungenim Realsozialismus äußerte, riefen ihn die SED-Dogmatiker zur Ordnung- was jedoch nichts am Erfolg des Romans mehr änderte. Mit fast einerMillion Auflage wurde das viel diskutierte Buch zu seinererfolgreichsten Arbeit.

Über den Zwiespalt, oft mehr zu wissen über Fehlentwicklungen,sich aber im «Sinne der Sache» der Parteidisziplin zu unterwerfen undzu schweigen, schrieb er in seinen Memoiren: «Meine zwei Leben, dieich oft säuberlich voneinander trennte, waren mein Verhängnis, dastrage ich mir noch heute nach.» Vorwürfe von Zeitgenossen, ein zu«treuer Parteisoldat» gewesen zu sein, ließe sich schwerlichwidersprechen.

1952 veröffentlichte der in Breslau in einer Arbeiterfamiliegeborene Görlich sein erstes Jugendbuch «Der schwarze Peter».Verleger fanden sich auch in den Nachwendejahren. «Omas neuer Opa»,«Tom und Franziska», «Der verrückte Onkel Willi», «Timm, Peggy unddie Fahrradbande» oder «Das fremde Mädchen» waren einige der neuenTitel für junge Leser.