Literatur Literatur: Souveränes Spiel im Reich der Poesie
EISLEBEN/MZ. - Seine Freunde behaupten, in Eisleben gäbe es mindestens zwei Berühmtheiten: Martin Luther, der in Eisleben geboren wurde, und ihn, den Dichter Werner Makowski (Foto), der am Mittwoch 60 Jahre alt wird und seine Heimatstadt so besang: "Vieles Gewaltige gabs / nicht in unserer Stadt, aber von allen Busen der schönste, gewaltigste / war der von Nora Blättermann. / Und ich kann sagen, ich habe ihn gesehn!" So wird ein Mädchen aus dem Mansfeld zur schönsten Erinnerung an ein Städtchen, in das der Dichter immer wieder zurückkehrte. Und auch der Leser des Gedichts wird Nora Blättermanns Busen nicht vergessen, obwohl er ihn niemals gesehen hat. "Der Rest gehört nur uns / und ist nicht säglich. / Wie wenig Liebe braucht es. / Vieles wird erträglich", heißt es an anderer Stelle.
In Halle studierte Werner Makowski Chemie, arbeitete in verschiedenen Betrieben, studierte am renommierten Leipziger Literaturinstitut und kam Mitte der 80er Jahre als Schriftsteller in seine Heimatstadt zurück. Er schrieb Lieder, Gedichte, kurze Prosa. Seine wichtigsten Bücher tragen die Titel "Aus Charons Kahn" (1997) und "Stille Gesellschaft" (2009). Sie lösten Bewunderung aus. Sein schmales Werk spielt souverän auf der gesamten Klaviatur der Poesie. In keine Schublade lässt es sich verstauen. Immer ragt es hervor und behauptet, es wären nicht allein die Regionen der Erdoberfläche, auf die wir unsere Füße setzen, sondern auch die Epochen der Zeiten, die uns bestimmen.
Zum runden Jubiläum legt der Dichter in diesem Jahr seine Parodien auf die Weltliteratur vor, die manchen literarischen Kaiser einmal ohne Kleider zeigen: So steht Franz Kafka plötzlich sein eigener Stil im Weg, und Heiner Müller hebt ohne Wiederkehr in den Unsinn ab. Lakonisch illustriert von der Hallenser Grafikerin Katja Leuschner, begegnen uns Gedichte über altkluge Katzen, verliebte Männer und raffinierte Frauen. Dieser lustvolle Ausflug ins Heitere ist ein Geschenk an die Leser, welche die Poesie für so nötig halten wie Essen und Trinken. Makowski ist der sehr lebendige Beweis dafür, dass man mit zunehmendem Alter weise werden kann. FOTO: PRIVAT
Werner Makowski: In Bausch und Bogen. Parodien und Xystosgedichte. Mit acht Illustrationen von Katja Leuschner Verlag André Thiele, 46 Seiten, 12,90 Euro