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Literatur Literatur: Krimiautor Arjouni stirbt mit 48 Jahren an Krebs

Von peter godazgar 17.01.2013, 18:23

Halle (Saale)/MZ. - Nur fünf Mal ermittelte der cool-schnoddrige Privatermittler in Frankfurt am Main, das jüngste Buch erschien Ende vergangenen Jahres - doch die fünf Fälle reichten, um aus dem türkischstämmigen Schnüffler eine Legende und aus seinem Schöpfer einen Star zu machen.

Das lag natürlich vor allem daran, dass Arjounis Krimis stets mehr waren als reine "Wer war's?"-Rätselei. In schnörkellosem Stil schickte Arjouni seinen Kemal auf Mörderjagd, nebenbei schuf er aber immer auch stimmige Gesellschaftsporträts. Kein Wunder also, dass Arjouni sich nach den ersten drei Kayankaya-Büchern auf die Suche nach neuen Stoffen begab. Er fand sie in Themen wie Nationalismus und Rechtsradikalismus. Sein Roman "Cherryman jagt Mister White" über einen ostdeutschen Nazi-Mitläufer ist längst Schullektüre. Außerdem schrieb er Theaterstücke.

Arjounis Stil war - für deutsche Verhältnisse - stets untypisch leicht, frei von jeglicher Girlande, meist durchsetzt mit schwarzem Humor. Seine Hauptfiguren waren oft rührend-liebenswürdige Verlierer, wie der aus dem Jugendknast entlassene Held in "Magic Hoffmann", der sich nach vier Jahren Haft im wiedervereinigten Berlin zurechtfinden muss.

Jakob Arjouni war der Sohn des Dramatikers Hans Günter Michelsen, seinen Nachnamen übernahm er von seiner Frau, einer Marokkanerin. Die Realitätsnähe seiner Werke hat sich Arjouni wohl nicht nur angelesen: Vor seiner Autorenkarriere arbeitete er als Kellner sowie als Badeanzug- und Erdnussverkäufer. In der Nacht zum Donnerstag ist Jakob Arjouni in Berlin einem Krebsleiden erlegen. Er wurde nur 48 Jahre alt.

Foto: dpa