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Literatur Literatur: Heinrich Hugendubel ist gestorben

Von Hilmar Bahr 11.04.2005, 10:53
Der Münchner Verleger und Buchhändler Heinrich Hugendubel, aufgenommen in seinem Büro im München (Archivfoto vom 28.02.1994). (Foto: dpa)
Der Münchner Verleger und Buchhändler Heinrich Hugendubel, aufgenommen in seinem Büro im München (Archivfoto vom 28.02.1994). (Foto: dpa) dpa

München/dpa. - Er gilt als der Erfinder des Buchkaufhauses:Heinrich Hugendubel, einer der bekanntesten und größten Buchhändlerim deutschsprachigen Raum, ist im Alter von 68 Jahren gestorben. DerUrenkel des Münchner Firmengründers starb nach langer und schwererKrankheit bereits am vergangenen Donnerstag, teilte die Familie amMontag mit. Hugendubel, einer der ganz Großen seiner Zunft, soll imengsten Familienkreis beigesetzt werden, die Trauerfeier ist für den22. April in der Münchner Pfarrkirche St. Anna geplant.

Hugendubel baute das seit weit mehr als 100 Jahren bestehendeFamilienunternehmen mit seinen heute 32 Filialen an 16 Standorten und1100 Mitarbeitern zur größten konzernunabhängigen BuchhandelsketteDeutschlands aus. Als der gebürtige Münchner 1979 am Marienplatzgegenüber dem Münchner Rathaus mitten in einer wirtschaftlichenDepression die damals größte Buchhandlung in Deutschland eröffnete,legte er nicht nur den Grundstein für ein rasantes Wachstum. SeineIdee, Bücherkaufen zu einem Erlebnis zu machen, gab auch den Anstoßfür den «Buchhandel moderner Prägung», wie es die BranchenzeitschriftBuchmarkt formulierte. Der studierte Buchhändler setzte auf dieKombination von Selbstbedienung und frei wählbarerInformationsleistung.

Mit Lese-Inseln, Sofas und Espressobar kam er vor allem demGeschmack junger Menschen entgegen. In Spitzenzeiten strömten bis zu60 000 Besucher am Tag in das Buchkaufhaus mit seinen über 110 000Titeln. Inzwischen hat Hugendubel allein in München neun Filialen. Ineinem vom Fachmagazin «buchreport» erstellten Ranking der 100 größtendeutschen Buchhandlungen lag Hugendubel 2004 auf Platz drei hinterThalia und Weltbild plus. Dabei verzeichnete die Hugendubel-Kette einUmsatzplus von 4,8 Prozent auf 226,5 Millionen Euro.

Doch nicht nur beim Bücherverkauf, auch bei den Verlagen mischteder in der Öffentlichkeit eher zurückhaltende Großbuchhändler kräftigmit. So beteiligte er sich je zur Hälfte an den Verlagen Ariston,Diederichs, Irisana und Kailash. Am Schweizer Marktführer OrellFüssli in Zürich hält Hugendubel 40, an der Nummer zwei imBuchhändler-Ranking, der Billigkette Weltbild plus, 50 Prozent. Auchfür seine Nachfolge hat der umsichtige Seniorchef, der immer getreudem Motto «Stillstand ist Rückschritt» gehandelt hat, die Weichen beiZeiten gestellt und seine beiden Kinder frühzeitig ins Unternehmengeholt.

Für seine unternehmerischen Leistungen wurde Hugendubel, der mit23 Jahren in die elterliche Buchhandlung eintrat und sein Handwerkvon der Pike lernte, vielfach geehrt - zuletzt 2004 mit demBundesverdienstkreuz. Dies war auch gleichzeitig einer seiner letztenöffentlichen Auftritte. 1999 verlieh ihm die Branche den Titel«Buchhändler des Jahrhunderts», seine Heimatstadt ehrte ihn 2001 mitder Medaille «München leuchtet» in Gold.