Literatur Literatur: Bibliothek deutscher Klassiker
Berlin/dpa. - In Zeiten, in denen Literaturkanons Konjunktur haben, hat jetzt auch der Aufbau-Verlag eine «Orientierungshilfe» herausgebracht. Man griff einfach auf Bewährtes zurück: Die legendäre, 153 Bände umfassende Bibliothek deutscher Klassiker wurde quasi ausgeschlachtet und eine neue 12-bändige Sonderedition vorgelegt, in limitierter Auflage. Die Kassette ist mit 99 Euro vergleichsweise günstig zu haben, und die eleganten Buchrücken leuchten in Regenbogen-Farben - ein feiner, nicht zu klotziger Blickfang für bürgerliche Wohnzimmerregale.
Zur Erinnerung: Die Bibliothek deutscher Klassiker, 1955 gestartet, entstand in Zusammenarbeit zwischen den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar - der heutigen Stiftung Weimarer Klassik - und dem Aufbau- Verlag. Die Sammlung umfasst deutschsprachige Autoren vom 16. bis ins ausgehende 19. Jahrhundert. In 35 Jahren wuchs die Bibliothek auf 70 Ausgaben mit 153 Bänden an, ein Literaturkanon, der von Huttens «Gesprächsbüchlein« bis zu Fontanes «Stechlin« reicht. Kritiker haben die zuverlässige Textdarbietung auf wissenschaftlicher Grundlage und die leserfreundliche Gestaltung der Bände gelobt. Inzwischen ist die zu DDR-Zeiten verlegte Bibliothek deutscher Klassik ein Sammlerobjekt.
Das zentrale Problem der jetzt herausbrachten Sonderedition ist die begrenzte Auswahl. Sie beschränkt sich auf einige große deutsche Autoren des 18. und 19. Jahrhunderts. Die Bände enthalten nach Verlagsansicht die «wichtigsten Werke» von Goethe («Werther», «Wahlverwandtschaften»), Schiller («Die Räuber», «Kabale und Liebe»), Hölderlin («Hyperion», «Der Tod des Empedokles»), Kleist (Gedichte, Erzählungen, Anekdoten), E. T. A. Hoffmann («Lebensansichten des Katers Murr»), Eichendorff (Gedichte, «Aus dem Leben eines Taugenichts»), Raabe («Die Chronik der Sperlingsgasse», «Die schwarze Galeere»), Heine («Deutschland - ein Wintermärchen», «Die Harzreise»), Droste-Hülshoff (Gedichte, «Die Judenbuche», «Bilder aus Westfalen»), Mörike (Gedichte, «Das Stuttgarter Hutzelmännlein», «Mozart auf der Reise nach Prag»), Storm (Gedichte, «Die Regentrude», «Immensee»), Fontane («Effi Briest»).
Ob das aber wirklich die wichtigsten Werke der jeweiligen Dichter sind, dürften viele bestreiten. Warum fehlen Goethes «Faust», Storms «Schimmelreiter», Schillers «Glocke» oder Fontanes «Wanderungen durch die Mark Brandenburg»? Unbestritten dürfte jedoch sein, dass die hier getroffene Auswahl herausragende Werke deutscher Klassiker umfasst.