Literatur Literatur: Autor Johannes Mario Simmel wird 80 Jahre alt

München/dpa. - Seine Romane könnten fast ein Spiegelbild unserer Zeit sein: Kaum ein Thema, dessen sich Johannes Mario Simmel nicht angenommen hätte. Ob Umweltzerstörung, Wirtschaftskriminalität, Ausländerhass oder immer wieder Neonazismus - der Erfolgsautor leistet seit mehr als 50 Jahren seinen Beitrag für eine bessere Welt. Auch wenn die Abstände zwischen den einzelnen Werken größer werden, ans Aufhören denkt Simmel, der am Mittwoch (7. April) seinen 80. Geburtstag feiert, noch lange nicht. «Er schreibt an seinem neuen Roman», heißt es bei seinem Münchner Hausverlag Droemer Knaur.
Von den Lesern geliebt und von den Kritikern meist verschmäht, schreibt Simmel seit seinem ersten Novellenband «Begegnung im Nebel» 1947 Unterhaltungsliteratur im besten Sinne des Wortes. Seine Sprache ist klar, seine Geschichten verständlich und auch die Liebe kommt nicht zu kurz. Doch anders als «Heile-Welt-Autoren» legt Simmel in seinen akkurat und aufwendig recherchierten Geschichten den Finger auf die Wunde und zeigt, wo es brennt. Seine Literatur ist immer nah an der Wirklichkeit, sie klärt auf und warnt vor Gefahren. Selbst, wer seine Romane nicht kennt, kann mitreden.
Doch nicht nur das: Leuchtend und grell wie die Schreibschrift auf den Umschlägen seiner Bestseller wird die Moral der Geschichte dazu geliefert. Glaubt an das Gute und setzt euch dafür ein, sagt Simmel seinen Lesern immer wieder. «Tun wir unser Möglichstes, mehr als scheitern kann der Mensch nicht», so Simmels Motto. Selbst die Titel seiner Erfolgsbücher erscheinen dabei als Programm: «Mich wundert, dass ich so fröhlich bin» (1949), «Gott schütze die Liebenden» (1956), «Es muss nicht immer Kaviar sein» (1960), «Liebe ist nur ein Wort» (1963), «Und Jimmy ging zum Regenbogen» (1973), «Doch mit den Clowns kamen die Tränen» (1987), «Im Frühling singt zum letzten Mal die Lerche» (1990), «Auch wenn ich lache, muss ich weinen».
Für Simmel ist der Kampf nie zu Ende, denn «wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist», bekundete er bei der Vorstellung seines jüngsten Werkes «Die Bienen sind verrückt geworden. Reden und Aufsätze über unsere wahnsinnige Welt». Auch wenn das Alter wie in seinem Schlüsselroman «Träum den unmöglichen Traum» (1996) um den lebensmüden Alter-ego-Schriftsteller Robert Faber immer mehr durchschimmert, er werde schreiben, bis er umfalle. Trotz aller Schicksalsschläge sei er ein glücklicher Mensch, versicherte der drei Mal verheiratete gebürtige Wiener, dessen vielfach verfilmte Werke mittlerweile eine Gesamtauflage von 73 Millionen Exemplaren erreicht haben und in 35 Ländern der Welt gelesen werden.
Lange Zeit ließen Kritiker Simmels Bestseller allenfalls als gehobene Trivialliteratur gelten. Als Faber bekennt der Autor, wie sehr ihn diese Kritik schmerzte. «Er hat nie zugegeben, dass ihn das sehr verletzt hat, aber mir hat er gesagt, dass er schon ziemlich verzweifelt war», lässt Simmel Faber sagen. Vor gut zehn Jahren kam die Wende: Simmel habe das große Erbe des realistischen Romans angetreten, hieß es sogar in der «Zeit». Und sein Münchner Kollege Gert Heidenreich schätzt vor allem, dass sich der in der Schweiz am Zuger See lebende Simmel immer offen mit der Macht angelegt habe. «Seine Wurzeln liegen bei Heinrich Mann und Alfred Döblin», lobt der frühere PEN-Präsident.