Lesung Lesung: Ben Becker mimt den Prediger und erntet Standing Ovations

Berlin/ddp. - Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen. Mit diesenWorten endete am Freitagabend Ben Beckers dreistündigeBühneninszenierung des Hörbuchs «Die Bibel - Eine gesprocheneSymphonie». Beeindruckend las er mit seiner markanten, rauen Stimmeerst Passagen aus dem Alten, später aus dem Neuen Testament vor.Begleitet wurde er dabei zeitweise von mehr als 70 Musikern. Die rund3000 Zuschauer im ausverkauften Berliner Temprodrom feierten den42-Jährigen, der nach einem Zusammenbruch Ende August erstmals wiedervor großem Publikum stand, mit minutenlangen Standing Ovations. Vondem bis zum letzten Satz hoch konzentrierten Mimen fiel jeglicheAnspannung ab und er hüpfte vor Freude über den Applaus auf derBühne.
«Ich fand es gigantisch», sagte die Berlinerin Regine Zehmke amEnde. Sie habe die ganze Zeit Gänsehaut gehabt. Ariane Sieberterzählte, Becker habe die Bibel-Geschichten so vorgelesen, dass siesich die ganze Zeit fragte, wie das wohl ausgehe. Dabei wisse sie dasnatürlich. «Besonders im zweiten Teil, als er vom Leben Jesus'sprach, war ich richtig im Geschehen drin und habe alles mitgefühlt»,zeigte sich auch Torsten Bieberstein begeistert.
Über mehr als zwei Jahre hatte sich Becker («Schlafes Bruder»,«Ein ganz gewöhnlicher Jude») auf die Entwicklung des Hörbuchs undder Bühnenshow vorbereitet. Elementar war dabei die Musik. Malzurückhaltend, mal sehr präsent unterlegten das FilmorchesterBabelsberg sowie die Zero Tolerance Band des Schauspielers und einGospelchor seine Worte.
Als Becker beispielsweise davon sprach, wie Gott die Erde erschufund sagte «Lasset uns Menschen machen», untermalten Geigen dramatischden wiedergegebenen Schöpfungsakt. Auf riesigen Videoleinwänden imHintergrund erschienen dazu passende Bilder und kurze Filmsequenzen.Bei der Geschichte von Adam und Eva waren Granatäpfel, Feigen,Beeren, aber auch eine Fliege zu sehen. Als es um die Arche Noahging, wurde ein tropfender Wasserhahn abgebildet.
Beim Vorlesen beugte sich Becker fast andächtig über sein alsKanzel gestaltetes Rednerpult. Versunken in den Text, kroch er nahezuins Mikrofon. Mit wenigen theatralischen Gesten verdeutlichte er denInhalt der Bibel-Passagen. Aufmerksam und ohne einen Fehler zumachen, war er der Hauptakteur des Abends. Diesem hörten dieZuschauer gebannt zu. Für Abwechslung im Programm sorgten die dreiSongs von Johnny Cash, Elvis Presley und Dolly Parton, die Beckerselbst mit seiner unnachahmlichen Stimme interpretierte. So folgteauf die Worte «Der Name des Herrn sei gelobt» Cashs ruhiger Song«Hurt».
Von seinem Zusammenbruch war dem Berliner nichts mehr anzumerken.Becker schien vor Kraft zu strotzen. Darüber, dass der Schauspielergerade in einem Interview eingeräumt hatte, dass Drogenkonsum zumKollaps geführt hatte, sprach auch kaum einer der Zuschauer. Im Fokusder Gespräche stand die Aufführung.
Becker jedenfalls war bereits während des Auftritts sichtlich mitsich zufrieden. Bei einem Lied, dass der aus vier Frauen bestehendeGospelchor sang, tanzte der Schauspieler und zeigte sich sichtlichangetan von dem Gesang. Am 6. Dezember kommt «Die Bibel - Einegesprochene Symphonie» erneut im Tempodrom auf die Bühne.