Lessings «Nathan» Lessings «Nathan»: Bad Lauchstädt erlebt ein Festspiel
bad lauchstädt/MZ. - Ein Festspiel der deutschen Sprache war abermals versprochen - angesichts des Ensembles, das die künstlerische Leiterin des Unternehmens, Edda Moser, dafür aufbot, ist es, wie in jedem Jahr, auch ein Festspiel großer Schauspielkunst geworden. Der Abend war großartig und aller Ehren wert. Die könnten im Übrigen nicht nur im Beifall vor Ort sondern auch darin bestehen, dass die Köstlichkeit des Erbes allseits bewusst würde und Appetit auf alltägliche Geistesnahrung ähnlicher Art machte - beim Publikum wie bei den Bühnen. Und bei den Politikern, in deren Weisheit die Unterstützung der Kunst gestellt ist. Sie waren ja gut vertreten, vom Ministerpräsidenten Reiner Haseloff (CDU) bis zu seinem Parteifreund und Vorgänger Wolfgang Böhmer. Und auch der Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) sowie Hans-Dietrich Genscher FDP), der frühere Außenminister, war gekommen.
Gotthold Ephraim Lessings "Nathan der Weise" stand auf dem Programm im Goethe-Theater, das große deutsche Toleranzdrama. Dass es an einem Abend gesprochen wurde, an dem in muslimischen Ländern die Empörung wegen einer Schmähung des Propheten Mohammed in Gewalt gegen Botschaften des Westens aufflammte, hat die Aktualität des Lessing-Textes nur unterstrichen. Bewiesen werden muss sie nicht, jedenfalls nicht dem, der das Stück nur einmal mit wachen Sinnen angenommen hat. Ob Jude, Christ oder Muslim - den Wert des Menschen bestimmen seine Taten, nicht sein Bekenntnis.
In Bad Lauchstädt war das, notorisch knappem Sauerstoff und harter Folterbänke ungeachtet, nicht zu überhören. Zu danken ist es vor allem den Schauspielern, die eine Sternstunde von reichlich drei Stunden boten: Anna und Katharina Thalbach, Elisabeth Trissenaar, Norbert Beilharz, Hermann Beyer, Christian Grashof, Benjamin Krüger und Hans Stetter.