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Leiter des ARD-Hauptstadtstudios Leiter des ARD-Hauptstadtstudios: Ulrich Deppendorf hört auf

Von Markus Decker 19.04.2015, 18:42
Am Sonntag moderierte Ulrich Deppendorf seinen letzten "Bericht aus Berlin".
Am Sonntag moderierte Ulrich Deppendorf seinen letzten "Bericht aus Berlin". dpa Lizenz

Berlin - Uli Deppendorf wollte keinen Film über sich und auch sonst keine Huldigungen. Eine kleine Huldigung gab es  aber doch. Denn als der Leiter des ARD-Hauptstudios seinen letzten „Bericht aus Berlin“ abmoderiert hatte mit den Worten „Das war’s für heute. Das war’s für mich“, da eilte sein Stellvertreter Rainald Becker mit einem Strauß Blumen herbei, flankiert von einem Dutzend Kollegen, die applaudierten. Die Kamera ruhte noch einen Moment auf der Szene. Deppendorf sagte: „Danke. Es hat unheimlich Spaß gemacht.“ Dann schaute er in den Strauß, um seine Rührung zu verbergen. Abspann. Und Schluss.

Der 65-Jährige vom Westdeutschen Rundfunk leitete von 1999 bis 2002 und dann erneut von 2007 bis jetzt das Studio mit dem größten Gewicht im Senderverbund. Davor und dazwischen hat er eigentlich alles gemacht. Er moderierte die WDR-Regionalsendung „Hier und Heute“. Er koordinierte die Berichterstattung von der Fußball-WM 2006. Er war Chef von Tagesschau und Tagesthemen. Und für Kabarettisten gab es den „Uli aus Deppendorf“ gratis. 2014 erlitt der Pensionär einen leichten Schlaganfall, wollte so aber nicht abtreten. Deshalb kehrte er nach seiner Genesung vor ein paar Monaten noch einmal auf den Schirm zurück.

Im ARD-Hauptstadtstudio sagt ein Kollege: „Das war mein bester Chef.“ Deppendorf zeichne eine „hohe soziale Kompetenz“ aus. Er habe sich nie mit fremden Federn geschmückt und die Leistung anderer zu würdigen gewusst. Dabei sei er stets sehr politisch und „ein absoluter Nachrichtenmann“ gewesen, ohne politisch verortbar zu sein.

Manchen war Deppendorf ein bisschen zu staats- und damit  zu regierungsnah. Kanzlerin Angela Merkel dankte es mit Nähe. Oppositionspolitiker wie Gregor Gysi und Anton Hofreiter hingegen fanden seltener den Weg in den „Bericht aus Berlin“. Und etwas Netz-affiner, sagen Kritiker, könne das ARD-Hauptstadtstudio ruhig auch noch werden. In der Tat waren Deppendorfs Moderationen zurückhaltend. Gern ließ er die Einschätzung „politischer Beobachter“ einfließen, hinter denen sich zuweilen wohl er selbst verbarg. Gestern war Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) zu Gast. Dabei leitete Deppendorf Fragen ein mit „Müssen wir“. In dem „Wir“ zeigte sich viel.

Mit Ulrich Deppendorf geht, wie es in der ARD heißt, „eine Ära zu Ende“. Der Mann war anständig,  humorvoll und nicht von oben herab wie andere Fernsehleute. Er war kein Manager, sondern Journalist. Und weil er Journalist war, fällt es ihm schwer zu gehen.