Landeseigene Kunst Landeseigene Kunst: NRW.Bank wollte zwei Polke-Werke verkaufen

Düsseldorf - Die Debatte um den Kunststandort NRW reißt nicht ab. Erneut ist ein geplanter Verkauf von hochwertiger Kunst aus einem landeseigenen Unternehmen in Nordrhein-Westfalen bekanntgeworden. Die NRW.Bank wollte die Bilder „Hüter der Schwelle“ und „Primavera“ des Kölner Künstlers Sigmar Polke (1941–2010) verkaufen, nachdem NRW-Museen zunächst kein Interesse an den Objekten als Dauerleihgabe geäußert hätten, sagte eine Sprecherin des landeseigenen Instituts am Dienstag auf Anfrage.
Für beide Bilder sei schon länger nach einem geeigneten Platz gesucht worden – wegen der besonderen Maße von 3 mal 5 und 3 mal 4 Metern kein leichtes Projekt. Weil diese Suche zunächst erfolglos blieb, habe man über einen Verkauf nachgedacht. Der Erlös sollte der Nachwuchsförderung zugute kommen, die die NRW.Bank seit 2010 an ihren beiden Standorten Düsseldorf und Münster betreibt.
Am Ende fand sich doch eine Lösung. „Das ist ein positives Beispiel, wie es richtig geht“, sagte Thomas Sternberg, kulturpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion. Nach seiner Erinnerung hatte der Landesrechnungshof einen Verkauf angeregt, weil beide Polkes konservatorisch und versicherungstechnisch für die Bank schwierig geworden wären. Die Dauerleihgabe an die Kunstsammlung NRW und das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster sei ein guter Schritt.
Rund 60 Werke und Werkgruppen gehören der NRW-Bank. Dazu zählten Grafik-Editionen, Deko-Kunst sowie Bilder und Fotos von Kunst-Studierenden. „Der Gesamtwert aller Kunstwerke liegt in einem einstelligen Millionenbetrag“, bilanziert die Bank nüchtern. Auch weitere aktuell eingelagerte Werke sollen als Dauerleihgaben an NRW-Museen übergeben werden, sagte die Sprecherin.
Der Fall unterscheidet sich von dem umstrittenen Verkauf von zwei millionenschweren Warhol-Bildern aus dem Besitz der angeschlagenen NRW.Bank-Tochter Westspiel. Am Mittwochabend (Ortszeit) sollen die Warhol-Siebdrucke in New York versteigert werden. In die Verkaufspläne waren weder NRW-Museen noch die Kulturpolitik einbezogen worden. Eine Übernahme der Bilder durch Museen stand nicht zur Debatte. Westspiel will mit dem Erlös den Spielbanken-Betrieb sanieren.
Die Versteigerung der beiden Warhol-Bilder, die früher im Casino Aachen hingen und seit 2009 eingelagert sind, hat eine heftige Debatte über den Umgang mit Kunst ausgelöst, auf die das Land NRW direkten oder indirekten Zugriff hat. Die Bundesregierung, die Kulturstiftung der Länder, der Deutsche und der nordrhein-westfälische Kulturrat wie auch die Kunstmuseen in NRW kritisieren den Vorgang scharf. Von einem „Tabubruch“ ist die Rede und von einem „Ausverkauf der Kunst des Landes“. Die Landesregierung hält dagegen, dass Westspiel (eine 100-prozentige Tochter der NRW.Bank) ein eigenständiges Unternehmen sei, das aus eigener Kraft aus der Verlustzone herauskommen müsse. (mit dpa)