Kurzporträt Kurzporträt: Paul Kuhn - Der Jazz war seine große Liebe

Berlin/dpa - Der Jazz war sein Leben. Keine andere Musikrichtung begeisterte den Pianisten Paul Kuhn während seiner jahrzehntelangen Karriere so sehr. Schon früh entdeckte der 1928 geborene Musiker sein Faible für Jazz: Als er 1942 Glenn Miller mit seiner Band im BBC-Radio hörte. Als junger Mann machte Kuhn als Truppenunterhalter im besetzten Frankreich Musik und jazzte nach dem Zweiten Weltkrieg beim US-Militärsender AFN und in Clubs für amerikanische Soldaten.
Dennoch wurde „Paulchen“ Kuhn vor allem als „der Mann am Klavier“ berühmt. Immerhin wurde sein erster 50er-Jahre-Hit auch sein größter. „Ich habe nichts gegen die Zeit und die Schlager, das war halt so“, sagte Kuhn im Frühjahr rückblickend kurz vor seinem 85. Geburtstag im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa.
Dem Jazz, seiner „großen Liebe“, war er nämlich nie untreu geworden. „Selbst bei meinen „populären Ausflügen“ galt für mich immer das Motto „It don't mean a thing if it ain't got that swing““, hatte Kuhn erklärt, als er 2010 mit dem erstmals verliehenen Jazz-Echo ausgezeichnet wurde.
Kuhn war allerdings auch ein begnadeter Entertainer. 1968 übernahm er die Leitung der Big Band des Senders Freies Berlin und führte sie zu internationalem Ruhm. Sein Vertrag sah auch drei Fernsehshows im Jahr vor, darunter „Pauls Party“. Und mit der ARD-Show „Hallo Paulchen“ hatte der Schlagersänger mit dem verschmitzt-fröhlichen Zahnlückenlächeln den Namen weg und wurde zu einem der populärsten Entertainer der Showbranche.
Der gebürtige Wiesbadener arbeitete außerdem als Komponist und Produzent unter anderen für Heino und Howard Carpendale. Darüber hinaus hatte Kuhn vor vielen Jahren auch seine eigene Big Band gegründet, mit der er Peter Alexander auf Tournee begleitete. Anfang der 90er Jahre rief er das Paul Kuhn Trio ins Leben und tourte mit Max Greger, Hugo Strasser und der SWR Big Band als „Swing Legenden“.
Kuhn, der seit mehr als drei Jahrzehnten in der Schweiz lebt, blieb bis zum Schluss umtriebig. Wegen einer Augenkrankheit konnte er zwar keine Noten mehr lesen - die Musik war für ihn aber noch wichtiger geworden, wie er sagte. Im März erschien sogar noch ein neues Album: „Paul Kuhn - The L.A. Session“. Damals verriet er: „Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht am Klavier sitze.“