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Kurort Kurort: Brunnenmädchen waren Blickpunkt

27.09.2005, 07:04
Eine Steinplastik steht vor dem Bademuseum im sächsischen Bad Elster (Foto: dpa)
Eine Steinplastik steht vor dem Bademuseum im sächsischen Bad Elster (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Bad Elster/dpa. - Die kleine Einrichtung wurde vorzehn Jahren von einem rührigen Förderverein geschaffen, nachdem zweiBademuseums-Gründungen 1880 und 1954 kurzweilige Versuche blieben.

Die Idee eines Bademuseums hatten der Arzt Robert Flechsig, derKönigliche Badekommissar Bernhard von Heygendorff und der KöniglicheHofphotograph Emil Tietze. Ihr 1880 geschaffenes Museum allerdingsschien wenig später aufgelöst worden zu sein. «Es war das ersteMuseum überhaupt im Vogtland», weiß Bademuseum-Direktor Géza Németh.Auch eine zweite Gründung 74 Jahre später scheiterte. Dabei solltedie Einrichtung DDR-gemäß «die Entwicklung vom Bad der Besitzendenzum Bad der Werktätigen» dokumentieren.

1993 ergriffen Bürger mit Sinn für die Historie ihres Ortes dieInitiative und gründeten ein zeitgemäßes Bademuseum, das Kulturwertezur Geschichte Bad Elsters sammelt, pflegt, erhält und präsentiert.Anhand zahlreicher Exponate beleuchtet es die Entwicklung eines derältesten deutschen Mineral- und Moorheilbäder vom Weberdorf zumprosperierenden Kurort in der Belle Époque mit mondänem Flair. Zusehen sind etwa die Kopie der ersten urkundlichen Erwähnung des Ortesim Jahre 1324 sowie Dokumente aus der Königszeit bis zur Gegenwart imvereinten Europa.

Bei den seit dem 13. Jahrhundert bekannten Quellen suchten Krankeschon Genesung, bevor der Ort 1848 zum Königlich SächsischenStaatsbad ernannt wurde. Auch nach Entdeckung neuer Mineralquellen1810 war der Badebetrieb kein Selbstläufer. Zum Aufschwung trugwesentlich die 1817 gegründete Kurkapelle bei, die jedem Gast einStändchen brachte. Dafür musste der Ankömmling drei Musikantentalerbezahlen, denn die Musiker bekamen erst nach 1893 eine Gage.

   Trotz Höhen und Tiefen in der Ortsgeschichte blieb eines über mehrals 150 Jahre unverändert: «Es war und ist ein Bade- und keinLebeort», meint Németh. Nichtsdestotrotz zog es in allen Epochen auchillustre Gäste wie gekrönte Häupter, Künstler und Politiker an. Sobesserte etwa Prinzessin Louise von Sachsen-Coburg-Gotha 1904 hierihre Gesundheit auf, nachdem sie mit einem Geliebten aus der Ehe amDresdner Hof geflohen war. Später kurten hier Schauspieler wie MarikaRökk, Heinrich George und Romy Schneider, Flieger Charles Lindberghoder Ex-Generalfeldmarschall Paulus, der nach dem Krieg bis zum Tod1957 in Dresden lebte.

Nach 1945 erholten sich DDR-Obere von Wilhelm Pieck bis ErichMielke gern in Bad Elster. «Sie residierten im "Haus am See", das warfrüher das Hotel "Roter Ochse", aber das wussten die nicht», erzähltNémeth. Zumindest Pieck konnte noch den Service der Brunnenmädchengenießen, die in streng vorgeschriebener Kleidung das Trinkglas aneiner langen Schöpfkelle befestigten, in die Quelle tauchten und demKurgast gefüllt reichten.