1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Künstlerbiografien: Künstlerbiografien: Verbunden durch mehr als nur Musik

Künstlerbiografien Künstlerbiografien: Verbunden durch mehr als nur Musik

Von Steffen Könau 31.01.2007, 19:05

Halle/MZ. - Nicht irgendein Uwe, sondern Uwe Haßbecker, schon als Gitarrist bei Stern Meißen ein Star der DDR-Rockszene und später mit Silly ebenso stilprägend wie erfolgreich. Björn Casapietra, Herbert Kegels im italienischen Genua geborener Sohn aus dessen Ehe mit der Sopranistin Celestina Casapietra, ist zehn Jahre jünger als Uwe Haßbecker. Mit dessen Mutter, der aus Leipzig stammenden Opernsängerin Eva Haßbecker, die in Halle ihre größten Erfolge feierte, war Herbert Kegel zuvor verheiratet.

"Ich dachte zuerst, mein Vater will mich verklapsen", erinnert sich Björn Casapietra, "aber dann habe ich kapiert, dass das die Wahrheit ist." Seitdem hat der Mann, den sein Vater schon als kleinen Jungen an die Musik heranführte, "aus der Ferne immer beobachtet, was Uwe gemacht hat". Irgendwann trafen sich die Brüder sogar, "das war bei einer Party, wir haben ein bisschen gequatscht und versprochen, uns mal in Ruhe zu treffen." Dazu aber kam es jahrelang nicht. "Ich habe viel zu tun, Uwe genauso", sagt Casapietra, der seine Karriere als Schauspieler in der Vorabend-Serie "Unter uns" startete, für das ZDF moderierte, gleichzeitig aber auch als Tenor immer größere Erfolge feierte.

Erst als Casapietras Bühnenpartnerin kurz vor einer geplanten Tour Ende vergangenen Jahres kurzfristig einige Termine absagen musste, wurde mehr aus den regelmäßigen Telefongesprächen der Geschwister: "Ich habe Uwe spontan gefragt, ob er mich nicht für einige Abend begleiten wolle."

Haßbecker, nach dem Tod seiner Frau, der Silly-Sängerin Tamara Danz, für einige Zeit von den Bühnen verschwunden, wollte. "Ich fand die Idee nicht schlecht", sagt der Rockmusiker, der als Kind Geige spielen lernte, später aber statt im Orchester lieber in einer Rockband spielte. "Es war dann ein unglaubliches Gefühl, miteinander auf der Bühne zu stehen", beschreibt Björn Casapietra seine Empfindungen, als er nach einigen Proben zum beschnuppern zum ersten Mal öffentlich mit seinem Bruder auftrat. Es sei ihm vorgekommen, als würde die Kombination von Uwe Haßbeckers sensibler Gitarre mit seinem Tenor geradezu ideal passen. "Ich hatte wirklich den ganzen Abend Tränen in den Augen, so hat mich das bewegt."

Auch Uwe Haßbecker spürte, dass hier mehr passiert als das zufällige Zusammentreffen von Musikern aus zwei unterschiedlichen Genres. Dabei könnten die beiden Halbbrüder unterschiedlicher nicht sein: Hier Casapietra, ein quecksilbriger Typ, der übersprudelt vor Mitteilsamkeit und sich keine Sekunde Bewegungslosigkeit gönnt. Und dort Haßbecker, ein ruhiger, nachdenklicher Mann, der Erfolg gefeiert, aber auch Nackenschläge eingesteckt hat. Trotzdem sieht sich Casapietra auf einer Wellenlänge mit seinem Bruder. "Wir verkörpern die beiden sehr unterschiedlichen Gesichter unseres Vaters", glaubt der Mann, der sich gleichzeitig als "halb Italiener, halb Sachse" beschreibt, "da passt der Deckel genau auf den Topf."

Björn Casapietra live mit "Serenata d'Amore - Lieder der Sehnsucht" u. a.: Freitag 20 Uhr Dessau, Marienkirche; 4.2. Leipzig, Peterskirche; 16.2. Halle, Ulrichskirche.