Kunst Kunst: Wie Pablo Picasso und Paul Klee als Kinder malten

Halle/Westfalen/dpa. - Sie ist die Leiterin desweltweit einzigen Museums, das sich den frühen Zeugnissen namhafterKünstler verschrieben hat: das Museum für Kindheits- und Jugendwerkebedeutender Künstler im westfälischen Halle.
Zeichnungen, die der Expressionist Ernst Ludwig Kirchner alsDreijähriger angefertigt hat, weckten in Blaschke vor 20 Jahren dieLeidenschaft für dieses ungewöhnliche Thema. «Kirchner war immer meingroßes Vorbild. Daher war ich umso überraschter, als ich feststellte,dass er bereits als Kind männliche Personen mit Hut, Zigarre und denganz typischen Ohren gemalt hat», sagt sie. «Diese Requisiten tauchenin seinem künstlerischen Schaffen immer wieder auf.»
Fasziniert von den «Keimlingen der großen Kunst», wie Blaschke dieFrühwerke nennt, begab sie sich auf Spurensuche. Und wurde fündig beiAuktionen und in Archiven, vor allem aber bei den Schülern undNachfahren der Künstler. Bei den Familien musste die engagierteMuseumschefin nicht selten all ihre Überredungskunst einsetzen. «DasBuberl ist noch in der Luft», wehrte sich etwa die Mutter des WienerMalers Ernst Fuchs, der sich bei Blaschkes Besuch gerade auf einerFlugreise befand. Doch die Museumsfrau ließ nicht locker. «Einesmeiner Lieblingswerke», sagt sie und meint damit einen ausstaffiertenElefanten, den der siebenjährige Ernst Fuchs gezeichnet hat.
In dem ältesten Haus der 20 000 Einwohner zählenden, westfälischenStadt Halle, einem vor 750 Jahren errichtetes Fachwerkgebäude,eröffnete sie 1987 ihr Museum. Mit Hartnäckigkeit und Idealismus hatBlaschke die Sammlung aufgebaut. Anfangs beschränkte sie sich nochauf die Kinderbilder westfälischer Künstler wie Peter AugustBöckstiegel und Hermann Stenner. Doch bald ging das aus Leihgaben undSchenkungen bestehende Werk darüber hinaus, etwa durch Werke von PaulKlee, August Macke, Oskar Schlemmer und Otto Dix. Bis Mitte Januarist dem Künstler Horst Janssen noch eine Sonderausstellung gewidmet.