Kunst Kunst: Selbstporträt von Robert Campin entdeckt
Halle/ddp. - Wie Archäologe Mirko Gutjahr vom Landesamt fürDenkmalpflege und Archäologie am Dienstag in Halle sagte, wurde esauf dem Ring im «Bildnis einer Frau» von Campin um 1430, das in derNational Gallery London hängt, entdeckt. In dem nur vier Millimetergroßen roten Stein auf dem Gemälde sei das Porträt eines Mannes zuerkennen, sagte Gutjahr.
Bei dem Porträt handle es sich nicht um den Ehemann derDargestellten, fügte der Archäologe hinzu. Das gleichformatigeGemälde «Bildnis eines Mannes», das vermutlich als zusammengehörigesHochzeitbild mit dem «Bildnis einer Frau» entstand, stelle einenanderen bartlosen Mann mit rotem Turban dar. Im Ring zu sehen seijedoch ein Mann mit Schnurrbart und lockigem Haar. Gutjahr verwiesauf die Biografie von Campin, der wegen wiederholten Ehebruchs miteiner einjährigen Verbannung bestraft worden war. Offenbar habeCampin sei Bild in dem Ehering der Frau verewigt.
Die Entdeckung geht auf Ausgrabungen im Garten des Lutherhauses inWittenberg zurück. Dort war 2004 ein Goldring gefunden worden, derKatharina von Bora gehört haben könnte, wie Landesarchäologe HaraldMeller sagte. Bei der Suche nach vergleichbaren Stücken inspätmittelalterlichen Darstellungen seien die Wissenschaftler auf das«Bildnis einer Frau» gestoßen. Daraufhin habe das Landesmuseum fürdie Landesausstellung, die am 31. Oktober in Halle eröffnet wird, eindigitales Bild in der Londoner Galerie bestellt und weiteruntersucht. Auf der Vergrößerung des Rings sei man auf das Porträtgestoßen.
Der Direktor des Instituts für Kunstgeschichte und ArchäologieEuropas an der halleschen Universität, Wolfgang Schenkluhn, nannte eseine Sensation, dass Campin auf einer solch kleinen Fläche so exaktmalen konnte. In der Epoche der sogenannten Tafelmalerei hätten sichdie Künstler in der Perfektion der Darstellungen gegenseitigübertroffen. Eine Perle habe wie eine Perle aussehen müssen.