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Kunst Kunst: Hanne Darboven im Alter von 67 Jahren gestorben

13.03.2009, 09:52
Die Hamburger Künstlerin Hanne Darboven (FOTO: DPA)
Die Hamburger Künstlerin Hanne Darboven (FOTO: DPA) dpa

HAMBURG/DPA. - Hanne Darboven, eine der wichtigsten deutschenKünstlerinnen der Gegenwart, ist tot. Die Hamburgerin starb bereitsam Montag in Rönneburg bei Hamburg im Alter von 67 Jahren, bestätigtedie Hamburger Kunsthalle am Freitag einen Bericht des «HamburgerAbendblatts». Darboven, Cousine von Albert Darboven, entstammte einernamhaften Hamburger Kaufmannsfamilie. Nach ihrem Studium in Hamburgsetzte sie ihre Ausbildung 1966 in New York fort. Beeinflusst vonKünstlern der Minimal Art, fand sie früh zu einer eigenenAusdrucksform. Bekannt wurde sie durch ihre Schreibzeichnungen, dieauf Zahlenoperationen, Ausschreibungen von Ziffern, sowierhythmischen Linien und Durchstreichungen beruhen.

«Hanne Darboven ist eine der weltweit wichtigstenKonzeptkünstlerinnen. Auf jeden Fall die wichtigste Deutsche», sagteder Präsident der Hochschule für Bildende Künste Hamburg, MartinKöttering, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur dpa. 1972 wardie eigenwillige Künstlerin mit dem prägnanten Kurzhaarschnitt zumersten Mal auf der Documenta vertreten, 1982 vertrat sie Deutschlandauf der Biennale in Venedig. Zahlreiche Museen weltweit zeigen ihreradikalen Arbeiten. 2002 auf der Documenta 11 gestaltete Darboven aufdrei Geschossen die Wände im Fridericianum mit holzgerahmten Blätternim A4-Format, die über und über mit Zahlenfolgen beschrieben waren.

An der Hochschule für Bildende Künste ihrer Heimatstadt hatteDarboven von 1962 bis 1965 studiert und dabei gelernt, traditionelleVorstellungen von einem Bild hinter sich zu lassen, da bereits «allesgemalt ist». Auf der Suche nach Ureigenem knüpfte Darboven in NewYork Kontakte zu experimentellen Kreativen wie Sol LeWitt und CarlAndré sowie zum Avantgarde-Galeristen Leo Castelli. «Ich verweigereAusdrucksformen, ich vermittle streng formalistisch», sagte dieKünstlerin einmal, die mit Zahlenadditionen nach Kalenderdatenbegann, später aber auch Gedichte, philosophische Betrachtungen, altePostkarten und sogar Gegenstände in ihre Werke aufnahm.

«Es geht Hanne Darboven um die Strukturierung von verrinnenderZeit und Erinnerung», sagte Christoph Heinrich, ehemaliger Kustos ander Hamburger Kunsthalle, in deren Archiv das Frühwerk lagert. «Anfeinsten Veränderungen der Zeichen-Struktur lässt sichVergänglichkeit ablesen.» Die extrem öffentlichkeitsscheue Künstlerinlebte distanziert am Rande von Hamburg-Harburg auf einem uraltenAnwesen ihrer Familie, die im Kaffeehandel Bedeutung errang. Indieses Haus war Darboven, die in sehr bestimmtem Ton sprach und gerneine Weste mit Dutzenden von Buttons trug, nach prägenden Jahren inParis und New York 1969 zurückgekehrt.