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Kunst Kunst: Das Picasso-Museum ist sein Lebenswerk

05.01.2004, 10:11
Der Kunstsammler Heinz Berggruen steht in Berlin vor dem Picasso-Bild "Liegender Akt" (1942) Berggruen hatte das Werk bei einer Christies-Auktion in New York ersteigert und der Ausstellung "Picasso und seine Zeit" in der Hauptstadt zur Verfügung gestellt. Dem Sammler und Mäzen Heinz Berggruen verdankt das wiedervereinigte Berlin eine der schönsten Privatsammlungen klassicher Moderne. Das Picasso-Museum mit allein rund 90 Werken des Jahrhundertkünstlers aus allen Schafffensperioen ist das Lebenswerk eines Kunstliebhabers, der sich augenzwinkernd einen "Kunstjäger" nennt. (Foto: dpa)
Der Kunstsammler Heinz Berggruen steht in Berlin vor dem Picasso-Bild "Liegender Akt" (1942) Berggruen hatte das Werk bei einer Christies-Auktion in New York ersteigert und der Ausstellung "Picasso und seine Zeit" in der Hauptstadt zur Verfügung gestellt. Dem Sammler und Mäzen Heinz Berggruen verdankt das wiedervereinigte Berlin eine der schönsten Privatsammlungen klassicher Moderne. Das Picasso-Museum mit allein rund 90 Werken des Jahrhundertkünstlers aus allen Schafffensperioen ist das Lebenswerk eines Kunstliebhabers, der sich augenzwinkernd einen "Kunstjäger" nennt. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Die deutsche Hauptstadt spielt wieder mit in der «Weltrangliste»der Moderne, lobten Kunstexperten 1996 bei der Eröffnung. Ein Teilder Lücke, den die Verfemung und Vernichtung so genannter «entarteterKunst» in der Nazi-Zeit hinterließ, konnte dank Berggruen geschlossenwerden. Die Sammlung mit dem Titel «Picasso und seine Zeit» im eigens«maßgerecht» umgebauten klassizistischen Stülerbau nahe demCharlottenburger Schloss besitzt enorme Anziehungskraft. DerBesucherstrom hat heute die Millionen-Grenze überschritten. Das istganz im Sinne Berggruens: «Bilder wollen nicht an ihrer eigenenSchönheit sterben, sondern betrachtet und genossen werden.»

Mitunter übernimmt der liebenswürdige alte Herr selbst eineFührung. Nach seiner späten Rückkehr nach Deutschland wohnt dergebürtige Berliner, den die Nazis als Juden aus seiner Heimatstadtvertrieben, im selben Haus. Von den über Jahrzehnte zusammengetragenen Kunstwerken hat er sich nach der Übereignung an dieStiftung Preußischer Kulturbesitz zwar getrennt, aber sie bliebenseine große Liebe: «Ich sage den Bildern jeden Tag Guten Morgen,Guten Abend, schlaft schön.»

Außer Picasso gehören Meisterwerke von Paul Klee und Henri Matisseheute zu den Kernstücken. Eine für 100 Dollar in Chicago gekaufteKlee-Zeichnung war das erste Bild, das Berggruen 1940 erwarb. Vom«Hausheiligen» Picasso stammt einer seiner letzten kostbarenNeuankäufe in diesem Jahr. Das Ölbild «Häuser auf einem Hügel» von1909 gehörte einst Gertrude Stein. Insider sprachen von einerzweistelligen Millionen-Summe als Kaufpreis. Ein neuer Matisse seifür Januar angekündigt, wenn Berggruen wieder in Berlin ist, heißt esim Museum. Als Weltenbürger verbringt er seinen runden Geburtstag imFamilienkreis im Ausland.

Berggruen hatte seine Schätze - anfangs handelte es sich um 113Werke - Berlin zunächst als Leihgabe überlassen. Vor drei Jahren kames zum rundum gefeierten Ankauf durch den Bund und Berlin. DenBestand von inzwischen 165 Werken schätzten Kenner auf über eineMilliarde Mark. Der ausgehandelte Kaufpreis von 253 Millionen Markglich eher einer großzügigen Schenkung. Seither kam monatlich einweiteres Werk dazu. Berggruen sammelt eben weiter.

Der Sohn jüdischer Eltern emigrierte 1936 in die USA. Um seine inden ersten Nachkriegsjahren in Paris gegründete und über 30 Jahregeführte Galerie scharten sich viele bedeutende Künstler. Es fehltenicht an zahlungskräftigen Kunden. In seinen Memoiren «Hauptweg undNebenwege» erinnerte sich der erfolgreiche Kunsthändler allerdings:«Mein bester Kunde war ich.» Ganze neun Zeilen umfasste sein ersterVertrag, den er mit Picasso, einem seiner späteren Freunde, schloss.