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Kunst Kunst: Baselitz lässt sein exklusives Inventar versteigern

Von Jan-Henrik Petermann 22.09.2006, 15:40
Ein Paar Marmorbüsten, ein venezianischer Konsoltisch sowie Empire-Leuchter und ein Wandgobelin gehören zu den rund 2400 Exponaten einer Auktion am Freitag (22.09.2006) im Auktionhaus Schloss Ahlden (Landkreis Soltau Fallingbostel). (Foto: dpa)
Ein Paar Marmorbüsten, ein venezianischer Konsoltisch sowie Empire-Leuchter und ein Wandgobelin gehören zu den rund 2400 Exponaten einer Auktion am Freitag (22.09.2006) im Auktionhaus Schloss Ahlden (Landkreis Soltau Fallingbostel). (Foto: dpa) dpa

Ahlden/dpa. - Georg Baselitz, einer der international bekanntestendeutschen Gegenwartskünstler, lässt von einem Auktionshaus diekomplette Inneneinrichtung seiner ehemaligen Wohn- und Werkstatträumeim historischen Schloss Derneburg bei Hildesheim versteigern. Dabeikommen hochwertiges Porzellan und reich verzierte Jugendstil-Fayencenebenso unter den Hammer wie Art-Déco-Möbel sowie 350 Gemälde ausverschiedenen Stilepochen. Persönlich ließ er sich bei der Auktion amFreitag allerdings nicht blicken.

«Bei einem so prominenten Sammler wundert es mich nicht, dassunsere Versteigerung besonders viele Menschen anzieht», sagteAuktionator Florian Seidel zum Auftakt des Spektakels im AuktionshausSchloss Ahlden. Entsprechend international war denn auch das Publikumdes ersten Tages. Schon bevor die ersten Exponate aufgerufen wurden,herrschte in der Rezeption ein Stimmengewirr aus Deutsch, Englischund Russisch. Sogar chinesische und georgische Kunstliebhaber hattenden Weg in die niedersächsische Provinz gefunden.

Ein Japaner aus Hiroschima verriet, er sei «vor allem auf dieMöbel gespannt», die am Samstag präsentiert werden. HistorischesMobiliar gehört zu den größten Attraktionen der Auktion. Unteranderem verzeichnet der mehr als 700 Seiten umfassende Katalog einenBarock-Schrank aus einem bayerischen Kloster, einen venezianischenKonsoltisch von Angelo Dardi sowie einen Biedermeier-Spiegel deshannoverschen Hofarchitekten Georg Laves.

Mehr als 30 Prozent der rund 2400 angebotenen Objekte stammen nachAngaben des Ahldener Auktionators aus Baselitz' früherem Haushalt undAtelier. Der 68 Jahre alte Künstler, der sich bei der Arbeit gern vonafrikanischen Skulpturen inspirieren ließ, will sich unter anderemvon einem Paar «Mohrenbüsten» aus dem 19. Jahrhundert trennen.Kostenpunkt: geschätzte 28 000 Euro. «Wir sind zuversichtlich, dasgesamte Sortiment ohne große Probleme verkaufen zu können», sagte dieKunsthistorikerin Wiebke Bauckner, bei Schloss Ahlden zuständig fürdie Begutachtung der Exponate.

Baselitz selbst war bei der Auktion zwar nicht anwesend, ließ sichaber über die abgegebenen Gebote auf dem Laufenden halten. DerKünstler erlangte Ende der 70er Jahre weltweit Berühmtheit mitBildern, deren Motive auf dem Kopf stehen. Seidel schätzt, dass derSammler der Auktion fernblieb, «um dem Medienrummel angesichts seinesbevorstehenden Umzugs zu entgehen». Der Maler hatte seinen Wohnsitzvor kurzem nach Bayern verlegt, weil ihm die Instandhaltung desDerneburger Anwesens nach eigenen Angaben zu anstrengend gewordenwar. Baselitz hat das Schloss im Frühjahr an den US-amerikanischenKunstsammler Andrew J. Hall verkauft.