Kunst Kunst: Ausstellung würdigt Lebenswerk von Bernhard Heisig

Leipzig/dpa. - Die von der Kulturstiftung des Bundes unterstützte Ausstellung «Die Wut der Bilder» zeigt alle Siege und Niederlagen des Bernhard Heisig, sagte Kurator Eckhart Gillen am Freitag in Leipzig. Am Sonntag wird die bis zum 29. Mai dauernde Schau von Bundeskanzler Gerhard Schröderund dem Künstler eröffnet.
Der Titel der Retrospektive erklärt sich schon beim erstenRundgang: Es ist die Wut, die Heisig in den vergangenen Jahrzehntenimmer wieder zum Pinsel greifen ließ, wenn er in den Spiegel schauteund sich erinnerte: an die Zeit, als er mit 17 für Hitler freiwilligin die Normandie zog und später dafür das Eiserne Kreuz zweiterKlasse erhielt, als er vom DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honeckerden Nationalpreis bekam und als Rektor der Hochschule für Grafik undBuchkunst hinausgeworfen wurde. Und gerade das hat den oft alsStaatsmaler verschrienen davor bewahrt, Staatskünstler zu sein. DerDDR-Maler, der immer auch Kulturpolitik machte, wird nun in Ost wieWest gleichermaßen gewürdigt. Nach Leipzig ist die Schau in der K 20Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen Düsseldorf (11. Juni bis 25.September) und der Nationalgalerie Berlin (22. Oktober bis 31. Januar2006) zu sehen.
Neben seinen leidenschaftlich-expressiven Werken wie «Das Atelier»(1979), den immer wieder kehrenden Bildnissen seiner Mutter,historischen Leipzigszenen oder repräsentativen Chronistenaufnahmenwie «Atelierbesuch» (Bildnis von Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt),lässt die Schau Heisig als den Schlachtenmaler des 20. Jahrhundertsaufleben. Mehrere Fassungen der «Pariser Kommune» oder die «FestungBreslau» belegen mit abgebildeten schreienden Köpfen und geschundenenLeibern, dass Heisig auch im hohen Alter mit dem Krieg nichtabgeschlossen hat. Wie gewohnt überlagern sich unzähligeFarbschichten, lassen die Leinwand als Relief erscheinen, so dass beidem Selbstbildnis «Christus verweigert den Gehorsam» die Dornenkronesich von der Leinwand abzuheben scheint.
Erstmals in Leipzig zu sehen ist die Neufassung seines fünf Tafelnumfassenden aufwühlenden Monumentalwerkes «Gestern und in unsererZeit». Da sich sein Blick auf die Geschichte seit der Urfassung von1974 geändert hat, übermalte Heisig wesentliche Passagen - eineMarotte, für die er bei Sammlern bekannt und gefürchtet ist. FürMuseumsdirektor Hans-Werner Schmidt hat dies Folgen: «Wir musstenallen Leihgebern vertraglich zusichern, dass Heisig während seinesBesuches in Leipzig nicht an die Bilder geht.» Schon im früherenLeipziger Bildermuseum lenkte seine Frau, die Malerin Gudrun Brüne,einmal die Aufsicht ab, während er mit Pinsel und Farbe bewaffnetseelenruhig die «Pariser Kommune» korrigierte.