1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Konzert: Konzert: Streichersatz kann rechtes Frühwerk der "Böhsen Onkelz" nicht übertönen

Konzert Konzert: Streichersatz kann rechtes Frühwerk der "Böhsen Onkelz" nicht übertönen

Von Christian Bos 07.04.2016, 14:08

Essen - Es ist müßig, sich über die Böhsen Onkelz zu echauffieren. Vor allem, weil die Frankfurter Band ihre gesamte Karriere auf der zugegeben reflexartigen Entrüstung der Mainstream-Medien aufgebaut hat. Die hatten den Onkelz  so lange ihre rassistischen und rechtsradikalen Anfänge vorgeworfen, bis sich die Bandmitglieder als Opfer des Establishments stilisieren konnten. Das gab auch den Fans der Onkelz so ein geiles Wir-Gefühl. Nach außen hin distanzierte man sich vom dumpfesten Teil des Stammpublikums,  nach innen stilisierte man sich als vor Pathos und Selbstbesoffenheit vibrierende Outlaws. Der Kampf als inneres Erlebnis.

Geht man von Platten- und Konzertkartenverkäufen aus, bilden die Böhsen Onkelz längst die Mitte der Gesellschaft ab. Sie haben ihre Kritiker erfolgreich an den linken Rand gedrängt. Unter dem halbironischen Titel „Symphonien und Sonaten“ hat die Band zur Feier ihres 35-jährigen Bestehens nun die Philharmonie Essen angemietet.

Onkelz lassen spielen

Dort will sie nicht selbst auftreten, sondern sich das eigene Werk in „klassischen“ Arrangements vom 80-köpfigen Ensemble des Bratislava Symphonie Orchester vorspielen lassen. Die Fans hat man gebeten, Kutten und schwarze T-Shirts zu Hause zu lassen, und in Abendgarderobe zu erscheinen.

Die Stadt Essen hat schon einmal vorsorglich in einer Presseerklärung verlauten lassen, dass es sich um eine externe Veranstaltung handelt:  „Über die frühere rechtslastige Ausrichtung der Band „Böhse Onkelz“ war sich die Philharmonie bewusst“, heißt es dort. „Allerdings gab die stark veränderte Positionierung der vergangenen Jahrzehnte keinen Anlass, die Veranstaltung in Frage zu stellen.“

Wenn es keinen Anlass gab, warum dann diese voreilige Presseerklärung?  Nein, die Onkelz rocken schon seit Jahrzehnten nicht mehr rechts. Das ist eigentlich hinreichend geklärt. Aber, dass ihr grundwiderliches Frühwerk die Blaupause für alle folgenden Rechtsrock-Bands geschaffen hat, ist eben auch wahr. Und ausgerechnet das bleibt ihr einzig originärer Beitrag zur Popgeschichte. Den kann keine Bläsergruppe und kein Streichersatz übertönen.