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Kommune Kommune: Plastinator stellt Ausbaupläne in Guben vor

17.07.2006, 14:23
Gunther von Hagens zeigt bei einer Pressekonferenz am 17. Juli in Guben (Brandenburg) ein Scheibenplastinat. (Foto: dpa)
Gunther von Hagens zeigt bei einer Pressekonferenz am 17. Juli in Guben (Brandenburg) ein Scheibenplastinat. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Guben/dpa. - Der umstrittene Leichenpräparator Gunther vonHagens macht jetzt Ernst mit seinen Ansiedlungsplänen in Guben(Spree-Neiße). Die in einem ehemaligen Fabrikkomplex geplanteWerkstatt zur Plastination von Körperscheiben solle im kommendenFrühjahr mit der Arbeit beginnen. Das kündigte der 61-jährige Leiterdes Heidelberger Institutes für Plastination am Montag in derNeißestadt an. Vom 1. September an sollen die ersten 30 Mitarbeitermit der Arbeit beginnen. In fünf Jahren seien in Guben etwa 200 bis300 Arbeitsplätze vorgesehen.

In den Umbau des denkmalgeschützten Backsteingebäudes wolle er inden nächsten drei bis fünf Jahren 3,5 Millionen Euro investieren,erläuterte von Hagens. Die ersten 500 000 Euro sollen noch in diesemJahr fließen, um den unsanierten Teil des Komplexes in der Uferstraßewinterfest zu machen. Der Erfinder der Ausstellung «Körperwelten»hatte die ehemalige Produktionsstätte der Gubener Wolle für einensymbolischen Euro von einer Treuhandnachfolgegesellschaft erworben.Die angrenzende Immobilie des Rathauses, das Anfang Juli umgezogenwar, werde er am 1. August übernehmen, berichtete der Plastinator.Für dieses Gebäude bezahlte er rund 75 000 Euro an die Stadt.

Im Hof des Gebäudekomplexes hatten sich bei strahlendemSommerwetter auch viele der 22 Mitarbeiter aus der Region versammelt,die in den Räumen einmal arbeiten wollen. Die meisten von ihnenkommen aus der Arbeitslosigkeit, die in Guben bei 20 Prozent liegt.Mit dabei waren Mitarbeiter des Heidelberger Institutes sowie sechspolnische Beschäftigte, die ebenfalls künftig in Guben arbeiten.

Inmitten seiner neuen Belegschaft stand von Hagens mit seinemtypischen schwarzen Hut und erläuterte das Projekt. Er sprach voneiner besonderen Aufbruchstimmung, die er hier verspürt habe. Dasbestätigte auch Sebastian Pilz, der in Heidelberg dieScheibenplastination leitete und nach Guben übersiedelt. «Das isteine neue Aufgabe, die mich reizt», meinte der 28-Jährige, der ausdem thüringischen Rudolstadt stammt.

Pilz geht im August mit vier neuen Kollegen für einige Wochen zurAusbildung nach China, wo von Hagens in der Stadt Dalian einePlastinationsstätte mit 250 Mitarbeitern unterhält. «Wir werden dieProduktion der Scheibenplastinate von Heidelberg nach Gubenverlagern», sagte er.

Die 48-jährige Elisabeth Weiss aus Guben war seit 2004 arbeitslos.«Ich sehe hier endlich wieder eine Chance, Arbeit zu finden, undaußerdem möchte ich gern in Guben bleiben», erzählte die Bürokauffrauund künftige Personalmitarbeiterin. Die arbeitslose Carola Schmidtaus Forst (Spree-Neiße) ist als Abteilungsleiterin für dieFeinschleiferei vorgesehen. «Mir gefällt hier, dass wir etwas völligNeues anfangen können», meinte die Bankkauffrau.

«Die nur zwei Millimeter dünnen Körperscheiben von Menschen undspäter auch von Elefanten, Giraffen, Schweinen und anderen Tierensollen im Internet vor allem an medizinische Einrichtungen sowieMuseen, Schulen und an Privatleute verkauft werden», erzählt vonHagens Assistentin Nadine Diwersi. Gegen die Ansiedlung der Werkstattwar besonders die Evangelische Kirche Sturm gelaufen. Sie prüft jetzteine Verfassungsklage, um das Vorhaben noch zu stoppen.