Klaus Kordon Klaus Kordon: Jugendbuchautor wird 60 Jahre alt

Hamburg/dpa. - Der Möbelpacker nickt verständnisvoll, als Klaus Kordon nach vielen Jahren endlich nach Berlin zurückkehrt. «Die Leute, wa?» Kordon selbst antwortet auf die Reporter-Frage nach dem Grund für den Umzug: «Heimweh.» Das war kurz vor dem Fall der Mauer. Seitdem ist der Jugendbuch-Autor, dessen Auflage mittlerweile die Zwei-Millionen-Grenze erreicht hat, endgültig zum erzählerischen Begleiter und Chronisten der Hauptstadt geworden. In Werken wie «Die roten Matrosen» oder «Hundert Jahre & ein Sommer» hat er Menschen und Milieu Berlins ein unverwechselbares Gesicht gegeben. Aber vor allem weiß er historische Ereignisse wie die 1848-Revolution («1848 - Die Geschichte von Jette und Frieder») jugendgerecht wie kaum ein anderer Autor aufzubereiten. Am Sonntag (21.9.) wird Kordon 60 Jahre alt.
«Viele Jugendliche haben ein starkes Interesse an der Geschichte, das ist ein größerer Prozentsatz als man glaubt», sagt Kordon, der häufig auf Lesereise an Schulen ist, im dpa-Gespräch. Das gelte übrigens für Ost- wie Westdeutschland. Kordon selbst, aufgewachsen zwischen Wedding und Prenzlauer Berg, kennt sein Berlin noch aus der Zeit, als er ungehindert mit den Freunden durch beide Stadthälften streichen konnte. Doch die DDR machte nicht nur mit dieser Freiheit Schluss, sie wurde dem Autor auch in anderer Hinsicht zu eng. 1972 unternahm er, obwohl als Exportkaufmann in der DDR privilegiert, einen Fluchtversuch in den Westen, der misslang und ihn und seine Frau in die Stasi-Untersuchungshaftanstalt Hohenschönhausen brachte.
Züge dieser schrecklichen Zeit trägt sein neuester, stark autobiographisch geprägter Roman «Krokodil im Nacken» (2002), der bereits für den Deutschen Bücherpreis und den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert ist.
Zur aktuellen Debatte um die Aufarbeitung des Unrechts in der DDR hat Kordon denn auch eine eindeutige Haltung: «Man kann nicht einfach die Akten schließen.» Natürlich gehe es nicht darum, «jeden Kleinen an den Pranger zu stellen». Aber ebensowenig dürfe es zugelassen werden, dass die Täter ungestraft ihren Lebensabend genießen könnten.
Kordon selbst, dessen Bücher inzwischen in 19 Sprachen übersetzt sind, beschäftigt sich bereits mit einem weiteren Unrechtskapitel aus neuerer Zeit. Der historische Jugendroman, an dem er gerade arbeitet, dreht sich um die russischen Internierungslager in Ostdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Auch da, so Kordon, waren viele Unschuldige gefangen.