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Klaus Hoffmann Klaus Hoffmann: Seelengänger mit vielen Talenten

Von Wilfried Mommert 25.03.2011, 16:58

Berlin/dpa. - In «Phillip und die Frauen» zieht sich sein Alter ego Phillip Kaufmann, ein Schauspieler und Entertainer in einer Lebenskrise, kurz vor seinem 60. Geburtstag auf die Nordseeinsel Sylt zurück und überdenkt seine Vergangenheit. Hat er sein Leben verspielt? Was kommt noch? Hoffmann betont ausdrücklich, eine fiktive Geschichte geschrieben zu haben, an seinen «wahren Erinnerungen» schreibe er noch.

Aber natürlich lässt «Der Mann, der fliegen wollte» (ein früherer Roman von ihm) auch in dieser fiktiven Erzählung viele eigene Gedanken über das Künstlerleben, die Frauen und seine Kindheit einfließen. Das Buch ist eine poetische, über weite Strecken auch melancholische Nabelschau. «Mein Buch ist kein Abschiedswerk, eher ein Entscheidungsroman» sagte der Autor in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. «Phillip Kaufmann ist wieder da, der 60. Geburtstag kam mir gerade recht», heißt es am Ende des Romans.

Im richtigen Leben denkt auch der Berliner Chansonsänger, als der sich der Liedermacher eher sieht, über einen Neustart jenseits der 60 nach. Dabei soll vor allem der Schauspieler, der immerhin mit Größen wie Ingmar Bergman, Kurt Hübner und Boy Gobert zusammengearbeitet hat, wieder mehr zu seinem Recht kommen. Diesen Teil seiner Karriere hatte er nach seinem sensationellen Leinwanderfolg als rebellischer Jugendlicher in den «Neuen Leiden des jungen W.» in den 70er Jahren zugunsten seiner Sängerlaufbahn vernachlässigt.

Es berührt, wie offen der Autor hinter der Maske seines Romanhelden mit sich und seinen Selbstzweifeln umgeht. So hat er zum Beispiel «ein schlechtes Gewissen, zu lange nur mit mir unterwegs gewesen zu sein», und spricht damit von der Angst des Künstlers vor der Egozentrik, die sehr einsam machen kann.

Dass ein geliebter Mensch des Romanhelden schwer erkrankt, was beide vor eine Zerreissprobe stellt und doch wieder neu zusammenfinden lässt, hat Ähnlichkeiten mit dem wahren Leben. Und auch zu seinem Künstlerleben klingen wohl autobiografische Töne an: «Die meisten, die vor mir im Theater sitzen, verlieben sich nur in ein Bild von dem Prinzen, den Kindmann, den hübschen Kerl, der ich schon lange nicht mehr bin», schreibt er und «Er hatte viele Gründe, sich nicht so gern zu haben, sonst hätte er nicht so viel gesoffen». Auch Klaus Hoffmann hat gern Alkohol getrunken, jetzt verträgt er ihn nicht mehr. Er raucht auch nicht. «Aber was tauscht man dagegen ein?»

Und was ist mit den Frauen? «Ich wurde ein Träumer», sagt sein Romanheld. «Die Frauen halfen mir dabei, sie waren meine fatalen Glücksbringer.» Beim Träumen helfen auch Rilke, Eichendorff, Heine, Büchner, die Gebrüder Grimm - und Hermann Hesse, dessen «Steppenwolf» dem Leser des neuen Hoffmann-Buches mehrfach in den Sinn kommt.

Es geht also um den einsamen und verkannten Künstler mit seiner inneren Zerrissenheit zwischen Traum- und Bürgerwelt. Phillip Kaufmann stellt sich seinem neuen Leben, mit 60 und danach.

Klaus Hoffmann
Phillip und die Frauen
Rütten & Loening, Berlin
252 Seiten, 16,95 Euro
ISBN 978-3-352-00808-5
Website Klaus Hoffmann