Klassik Klassik: Stehende Ovationen für Anna Netrebko und Ramón Vargas

München/dpa. - Das Opernglas hatten viele diesmal zu Hause gelassen und stattdessen die Sonnenbrille eingepackt. Der Auftritt der beiden Opernstars Anna Netrebko und Ramón Vargas mit den WienerSymphonikern unter der Leitung von Fabio Luisi mobilisierte amSonntagabend in München die Massen. 17 000 Zuschauer strömten bei bestem Sommerwetter auf den Königsplatz, um den Arien unter freiem Himmel zu lauschen. Am Ende des zweieinhalbstündigen Konzerts feierte das Publikum die Musiker mit Ovationen und Bravo-Rufen.
Anna Netrebko, die zunächst ein farbenfrohes und später eingoldenes Kleid trug, genoß sichtlich den Auftritt vor der großenKulisse. Mit ihrer ausdrucksstarken Stimme verzauberte sie dieZuschauer bei dem Stück «Meine Lippen, sie küssen so heiß» von FranzLehár. Mitreißend auch die Darbietung von Antonín Dvoráks «RusalkasLied an den Mond», als sie den Mond im Nachthimmel über demKönigsplatz besang. Beifallsstürme riefen die Duette mit dem nichtminder stimmgewaltigen Tenor Vargas hervor. Artig bedankte sichNetrebko jedes Mal beim Publikum mit einem Knicks.
Gefeiert wurde die russische Operndiva von den Zuschauern fast wieein Popstar. So ganz abwegig ist das nicht - mit ihrem aktuellenKlassik-Album «Sempre libera» gelang Netrebko der Sprung in die TopTen der deutschen Pop-Charts. Zu hören sein wird sie ab Ende Juliauch bei den Salzburger Festspielen. In Deutschland und der Schweizwill die 33-Jährige bei ihrer Tournee in Mannheim (28.9.), Hannover(18.10.) und Zürich (19.11) noch einmal ein großes Publikum anlocken.
Die Zuschauermasse auf dem Münchner Königsplatz stellte dieOrganisatoren vor große Herausforderungen. Eine riesigeLautsprecheranlage versorgte den großen Platz akustisch, übertrugaberauch jedes Stühleknarren des Orchesters auf der Bühne. Zwei großeVideotafeln zeigten die Musiker in Nahaufnahme, die ansonsten in denhinteren Sitzreihen nur als Punkte erkennbar gewesen wären.
Dennoch war für manchen Zuschauer in den hinteren Sitzreihen dasOpen-Air-Spektakel kein ungetrübter Genuss. «Es ist eine Zumutung»,sagte Opernfan Adelheid Winter. Während einer Arie sei einKühlaggregat in den Getränkeständen angesprungen. Andere Zuschauertelefonierten ungeniert während der Vorstellung. Die etwas andereAtmosphäre lockte aber auch Leute an, die sonst nicht in die Opergehen.