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Kinostart: 7. Mai Kinostart: 7. Mai: «Das Herz von Jenin»

Von Johannes von der Gathen 30.04.2009, 09:59
Der Palästinenser Ismael Khatib spielt mit dem kleinen Mohammed. Der Dokumentarfilm «Das Herz von Jenin» begleitet Khatib, der nach dem Tod seines 12-jährigen Sohnes durch Schüsse eines israelischen Soldaten die Organe des Kindes spendet und sechs israelischen Kindern damit das Leben rettet. (FOTO: DPA)
Der Palästinenser Ismael Khatib spielt mit dem kleinen Mohammed. Der Dokumentarfilm «Das Herz von Jenin» begleitet Khatib, der nach dem Tod seines 12-jährigen Sohnes durch Schüsse eines israelischen Soldaten die Organe des Kindes spendet und sechs israelischen Kindern damit das Leben rettet. (FOTO: DPA) Arsenal Film

Hamburg/dpa. - Bei einerRazzia der israelischen Armee im Flüchtlingslager Jenin imWestjordanland halten die Soldaten ein Spielzeuggewehr für eine echteWaffe, sie schießen und treffen Ahmed tödlich am Kopf.

Statt in blinder Wut zu versinken, entschließt sich Ahmeds VaterIsmael nach kurzer Bedenkzeit, die Organe des Jungen zurTransplantation freizugeben. Und so konnten sechs Kinder aus Israeldank dieser großherzigen, humanen, alle ideologischen Grenzenüberschreitenden Spende bald wieder ein fast normales Leben führen.

Diese erstaunliche, bewegende Geschichte erzählt der bereitsmehrfach preisgekrönte Dokumentarfilm «Das Herz von Jenin», eineGemeinschaftsarbeit des israelischen Regisseurs Leon Geller undseines deutschen Kollegen Marcus Vetter. Ihnen gelingt es, den vonAngst und Misstrauen bestimmten Alltag sowohl der Israelis wie auchder Palästinenser jenseits der Fernsehnachrichten greifbar zu machen.

«Sie spenden nicht für Juden, sondern für Menschen», sagt einerder geistlichen Würdenträger zu Ismael, der sich nicht sicher ist, ober den Erzfeinden auf der anderen Seite der Grenze dieses Geschenkmachen darf. Aber der Vater, der seinen Sohn verlor und fast seinganzes Leben unter israelischer Besatzung gelitten hat, springt überseinen Schatten: Zwei Jahre nach seiner bewundernswerten Tat fährt ermit einem Freund nach Israel, um drei der sechs Kinder zu besuchen,die Spenderorgane erhalten hatten.

Zunächst erlebt er die Schikanen an der Grenzübergängen und fragtsich: «Wie soll es hier jemals Frieden geben mit all den Mauern undToren?». Aber es gibt eben auch die Möglichkeit, sich menschlich zuverhalten. Ismael besucht eine Drusenfamilie im Norden Israels, derenTochter Samah jetzt mit Ahmeds Herz weiter leben kann. In der Negev-Wüste ganz im Süden trifft er den kleinen Mohammed, Sohn einesBeduinen, der dank einer Spenderniere wieder mit seinem Fahrradherumfahren kann. Der heikelste Besuch führt Ismael in das Haus einesorthodoxen Juden, der trotz aller Dankbarkeit für die Organspende anseine Tochter sein Misstrauen gegen die Araber nicht ablegen kann.

«Kinder können keine Feinde sein, Kinder tragen kein Schuld», sagtIsmael in einer Szene, aber die traurige politische Realität im NahenOsten spricht eine andere Sprache. Trotzdem darf man die Hoffnung nieaufgeben. Der mutige, aber keineswegs naive Ismael Khatib leitetheute ein Friedenszentrum in Jenin, das mit Spendengeldern ausItalien errichtet wurde.